Es ist schon verrückt: Alle reden vom Ausbau des Radanteils am städtischen Verkehr, aber es hapert an den einfachsten Dingen: So gibt es in der Innenstadt zwar 21 Parkgaragen für Autos, aber so gut wie keine sicheren, wettergeschützten Stellplätze für Fahrräder. Lediglich der Hauptbahnhof verfügt über eine Radgarage, diese ist aber leider viel mehr als ein „Drecksloch“. Eine Idee wäre, die bestehenden Tiefgaragen auch als Radgaragen zu nutzen. Auf zwei Parkplätzen hätten bis zu 20 Fahrräder Platz.
Mit Dreck und Sprüchen vollgeschmierte Wände, stechender Urin- und Fäkalgestank, jede Menge „Radleichen“… und sogar Obdachlose haben sich hier dauerhaft eingerichtet: In die Fahrradgarage am Linzer Hauptbahnhof trauen sich wirklich nur Hartgesottene, obwohl der oberirdische Abstellplatz vor dem Bahnhofsgebäude aus allen Nähten platzt.
Die unterirdische Einrichtung am Hauptbahnhof ist die einzige Garage in Linz, an der man sein Rad wettergeschützt und videoüberdacht „sicher“ abstellen kann – auch wenn die Atmosphäre vor Ort nach wie vor vor wenig einladend wirkt. 2025 soll die große Radabstellfläche vor dem Hauptbahnhof überdacht und zur Park&Ride-Zone umgebaut werden.
Fahrrad verboten in Linzer Tiefgaragen
In der restlichen Innenstadt oder an Sammelpunkten wie der Uni, Kultureinrichtungen oder Verkehrspunkten gibt es keinen einzigen Fleck, an dem man sein Rad mit gutem Gewissen und vor allem wettergeschützt abgesperrt stehen lassen kann. Innerstädtisch gibt es zwar 21 (!) Tiefgaragen – viele davon wie etwa an der Promenade durchaus komfortabel, hell und freundlich – aber an Abstellplätze für Fahrräder hat man nicht gedacht, ja mehr noch: Es ist dort ausdrücklich verboten: „Fahrradplätze haben wir keine, man darf auch mit dem Rad nicht rein“, heißt es auf unsere Nachfrage. Wer mit dem Rad in die City kommt, muss es an einem Laternenpfahl oder bei öffentlichen Radständern stehen lassen.
Viele dieser öffentlichen Radabstellplätze sind nicht nur unsicher und dem Wetter ausgesetzt, sondern auch oft mit „Radleichen“, an denen mehrere Teile fehlen oder mit Leih-Scootern belegt.
Über zwei Räder werden in Linz pro Tag werden gestohlen
Das Rad einfach irgendwo abstellen – das ist alles andere als ratsam: Im Vorjahr wurden in Linz im Schnitt ca. zwei Räder pro Tag gestohlen. Die Dunkelziffer ist wohl um einiges höher, weil viele den Diebstahl angesichts der laut VCÖ offiziellen Aufklärungsquote von gerade mal 12 Prozent gar nicht erst melden.
Fast noch ärgerlicher ist das Fladern von leicht abnehmbaren Radteilen wie Sattel, Beleuchtung oder Vorderrad. Dagegen würden nur sichere, überwachte Abstellplätze helfen, die gibt es aber nicht.
Einmal mehr Vorreiter: Holland
Es ginge auch anders: Im niederländischen Utrecht etwa entstand vor einigen Jahren eine Parkgarage für 12.500 Fahrräder auf drei Etagen. Direkt am Hauptbahnhof der viertgrößten niederländischen Stadt können Reisende nun Zug- und Fahrradfahren bequem miteinander verbinden. Die Stellplätze der Fahrradgarage sind – wie in einem Auto-Parkhaus auch – numeriert und farbig markiert. Die Baukosten von rund 30 Millionen Euro – etwa so viel wie das neue Donauparkstadion kostet – wurden von der Gemeinde Utrecht, dem Staat, der Niederländischen Bahn und dem Infrastrukturunternehmen Pro Rail aufgebracht.
Günstige, machbare Lösung für Linz läge auf der Hand
Eine für Linz einfachere und bezahlbare Lösung wäre: Die Stadt mietet in jeder städtischen Garage zwei Parkplätze und stattet diese mit Abstellvorrichtungen für Räder aus – das ergäbe 20 wettergeschützte und diebstahlsichere Abstellplätze pro Garage. Auch ein Probebetrieb mit einigen wenigen Garagen wäre zum Einstieg denkbar.
Denn klar ist: Solange es keine komfortablen und sicheren Radparkmöglichkeiten in der City gibt, wird auch die Radwende nicht gelingen. Aber träumen wird man als Radfahrer ja noch dürfen…