Seit 2019 sitzt Zeljko Malesevic für die Linzer FPÖ im Gemeinderat. In Sachen Integration kann der Obmann der Ortsgruppe Franckviertel/Hafen aus der eigenen Praxis berichten: Der serbischstämmige und in Kroatien geborene Linzer kam mit 17 Jahren in unsere Stadt. Wir plauderten mit ihm über die Brennpunkte im Franckviertel, das als eines der blauen Kerngebiete von Linz gilt.
Die damaligen ersten Eindrücke von Linz waren für Zeljko Malesevic durchwachsen: „Eigentlich wollte ich gar nicht hierbleiben, ich habe mich aber sehr schnell auf das Erlernen der deutschen Sprache konzentriert. Nach drei bis vier Jahren war ich dann quasi angekommen. Heute bin ich froh, dass es Linz geworden ist und nicht Schweden oder ein ähnlich weit weg gelegenes Land“, so Malesevic. Schließlich hätten Österreich und die Länder des ehemaligen Jugoslawiens eine lange gemeinsame Geschichte. „Zudem ist der Weg in die alte Heimat mit etwa sechs Stunden Autofahrt nicht so weit.“ Auch heute noch zieht es ihn daher noch regelmäßig Richtung Kroatien und Serbien.
Zeljko Malesevic hat sechs Jahre lang selbst im Herzen des Franckviertels gewohnt. Sein Namensschild hängt heute noch an der Tür eines Mehrparteienhauses inmitten der mittlerweile leerstehenden und verkauften Eisenbahnersiedlung, die aus 34 Häusern mit 249 Wohnungen besteht. Das Ensemble mit viel Grünbereich soll einer neuen Wohnsiedlung weichen.
Malesevic hängt immer noch sehr an seinem ehemaligen Grätzel und hofft, dass das Flair des Franckviertels trotz des drohenden Abrisses der Eisenbahnersiedlung erhalten bleibt: „Kopfweh bereitet mir das natürlich schon, weil ein Investor für das 27.000m2 große Grundstück die enorm hohe Summe von 30 Millionen Euro bezahlt hat – und jetzt wohl eine entsprechende Verwertung anstrebt.“
„Der soziale Charakter mit einer maximal zwei- bis dreistöckigen Verbauung muss bei der Eisenbahnersiedlung im Franckviertel erhalten bleiben“
Zeljko Malesevic
Wichtig sei, dass hier keine Riesenbauten oder Hochhäuser entstehen, sondern dass „der soziale Charakter mit einer maximal zwei- bis dreistöckigen Verbauung erhalten bleibt.“ Die Stadt habe sich hier auch abgesichert, so Malesevic. Demnach müsse gewährleistet sein, dass ein gewisser Prozentsatz des Neubaus für sozialen Wohnbau zur Verfügung gestellt werden muss.
Der Wettbüro-Wildwuchs ist wie in anderen Stadtteilen auch im Franckviertel ein großes Thema, hier hat die Politik aber wenig Durchgriffsrecht: „Wenn ein Privater seine Immobilie an einen Wettbürobetreiber vermietet, ist es für die Stadt schwierig, dagegen etwas zu tun.“
Ein sehr großer Aufreger im Franckviertel war kürzlich auch die geplante Schließung der BILLA-Filiale am Lonstorferplatz. Zeljko Malesevic konnte mitwirken, diese Schließung abzuwenden: „Das Areal und der Supermarkt sind eines der Kommunikationszentren im Franckviertel – und das wird nun gottseidank auch so bleiben.“ Die bekrittelten Probleme – schlechte Zufahrt und fehlende Parkplätze – wurden zur Zufriedenheit aller gelöst: Es wird künftig einen kombinierten Park- und Marktplatz mit Schranken geben, so kann die gemischte Nutzung des Ortes klar geregelt werden.
„Ich habe es hier im Franckviertel zu keinem Zeitpunkt als besonders kriminell oder gefährlich empfunden.“
Zeljko Malesevic
Und was macht das einstmals als „Glasscherbenviertel“ verrufene Franckviertel heute aus, Zeljko Malesevic? „Als ich damals hergezogen bin, war das Image furchtbar. Natürlich gibt es hier auch heute noch manchmal Probleme. Ich habe es hier aber zu keinem Zeitpunkt als besonders kriminell oder gefährlich empfunden.“ Man könne hier sehr gut leben, auch die Lebensqualität sei durchaus hoch: „Wir haben sehr viel Grün in den Wohnvierteln. Wichtig wäre es jedoch, dass die jeweilige Hausordnung beachtet wird, da besteht da und dort Verbesserungspotenzial – etwa beim Müll und der Sauberkeit.“
Ein weiterer Aufreger für Malesevic: die vielbefahrene Franckstraße, daher brauche es endlich ein neues Verkehrskonzept. „Auch, dass immer mehr Pendler das gesamte Viertel zuparken, wird immer mehr zum Problem. Hier muss sich die Stadt etwas überlegen.“
Und das oft ins Treffen geführte Migrationsproblem – ist das Franckviertel hier ein besonderer Kulminationspunkt? „In Städten gibt es immer diesbezügliche Brennpunkte, das ist aber nicht Linz-spezifisch.“ Das Franckviertel mit bis zu 30 Prozent Ausländeranteil sei natürlich ein Spezialfall, aber: „Mein persönlicher Eindruck ist, dass es hier ein gutes Miteinander gibt und auch ’nationenübergreifende‘ Nachbarschaftshilfe gibt.“
Für die FPÖ ist das Franckviertel jedenfalls ein wichtiges Kernland: „Natürlich ist die SPÖ wegen des arbeitergeprägten Umfeldes hier noch die Nummer 1. Aber wir sind im Franckviertel die zweitstärkste Kraft. Grüne und schwarze Wähler sind eine Rarität – und das ist gut so.“