„Ein Garagengebäude aus Stahlbeton“ soll an einer besonders sensiblen Stelle an der Donaulände unterhalb des Linzer Schlosses entstehen – so zumindest die Ankündigung von Immobilienvermittler Engel + Völkers. Es wäre die fünfte Parkgarage in einem 500-Meter-Umkreis. Für den Bau müsste allerdings das historische Salzstadel aus dem Jahr 1567 abgerissen werden, für das kein Denkmalschutz besteht.
Neben der geplanten Rolltreppe ist es das zweite große Projekt rund um den Linzer Schlossberg. Hintergrund: ein barrierfreier Zugang zum größten Museum des Landes. Erste Renderings zeigen eine fünfstockige Parkgarage mit Fassadenbegrünung, die auf eine erweiterte Nutzung, die über den Besucherandrang des Schlossmuseums hinausgeht, erwarten lässt.
Das Problem am möglichen Garagenprojekt: Bereits jetzt ist die Obere Donaulände zwischen Römerbergtunnel und Nibelungenbrücke ein absoluter Verkehrs-Hotspot, eine Parkgarage würde dort eine weitere Ampel erfordern. Zudem gibt es im 500-Meter-Umkreis bereits vier große Parkgaragen:
OÖN Tiefgarage: 514 Stellplätze
Tiefgarage Promenade: 488 Stellplätze
Hauptplatz Tiefgarage 385 Stellplätze
Pfarrplatz Tiefgarage: 247 Stellplätze
Für den Bau der Garage müsste das historische Salzstadel von 1562 an der Donau abgerissen werden. Hier wurde einst das Salz zwischengelagert, das entlang des Linzer Steigs zum Salzhof in Freistadt und weiter nach Böhmen transportiert wurde. Die Fassade zur Donau wird von der ehemaligen mittelalterlichen Stadtmauer aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und 15./16. Jahrhunderts gebildet und zeigt noch Reste von ehemaligen Schlüssellochscharten.
Die Parkgarage ist nur eine von vielen Entwicklungsvarianten der 2.800m2 großen Gesamtfläche, die laut Engel + Völkers um 4,9 Millionen Euro angeboten wird: „Aufgrund der Kerngebiet-Widmung sind noch viele Möglichkeiten in Hinblick auf die Gestaltung und Nutzung offen. Es kann hier ein neuer Hotspot an der Donau in Linz entstehen.“
Ideenwettbewerb statt Tiefgarage?
Der scheidende Infrastruktur- und Verkehrsreferent Markus Hein sieht die mögliche Tiefgarage ebenfalls kritisch: „Zielführender wäre ein Ideenwettbewerb gewesen, schließlich handelt es sich um ein Einfahrtstor in die Stadt. Dass hier was gemacht gehört, ist aber offensichtlich.“ Vorstellbar wäre, die Straße auf einem kurzen Teilstück tieferzulegen, um eine Verbindung zur Donau mit den Schiffsanlegestellen und zur Altstadt zu schaffen. „In Düsseldorf wurde das am Rheinufer ähnlich gelöst – unten fahren die Autos, oben ist eine Fortgehmeile.“ Die Stadt könne sich hier insofern einmischen, als dass sie ggf. den Bebauungsplan ändert, was die geplante Tiefgarage verunmöglichen würde, so Hein.
Titelbild: Engel+Völkers / Girkinger+Partner