Die Coronakrise brachte Linz einen Gastgarten-Boom, viele wurden im Schnelldurchlauf genehmigt. Doch speziell auf der hochfrequentierten Linzer Landstraße haben die Gastgärten immer weniger mit Gastlichkeit zu tun: Die normiert wirkenden „Glasboxen“ werden vielmehr als Rundum-Werbeflächen missbraucht, teils findet nicht mal ein echter Gastgartenbetrieb statt. Dass es auch eleganter, chilliger und vor allem für das Ortsbild schonender geht, beweisen sowohl Altstadt als auch die Herrenstraße.
Ein Gastgarten nach dem anderen wurde in den letzten zwei Jahren auf der Landstraßen-Fußgängerzone errichtet – viele davon in einer normartigen, rechteckigen Größe. Selbst Bäckereifilialen, die bislang keinen echten Gastrobetrieb hatten, nutzten die Gunst der Stunde und ließen verglaste Bereiche mit ein paar Tischen aufstellen.
Nicht nur auf den ersten Blick wirken viele dieser neuen Schanigärten ungemütlich und wenig einladend. Neben der keine zwei Meter daneben im 90-Sekunden-Takt vorbeirollenden Straßenbahn sitzt man knapp über dem heißem Steinboden, Pflanzen oder Blumentröge gibt es keine, die Rundum-Verglasung verstärkt den Hitzestau-Effekt zusätzlich. Eine (wohl notwendige) Abtrennung zum Gleisbereich der Straßenbahn ließe sich auch weniger aufdringlich und vor allem weniger massiv bewerkstelligen.
Zusätzlich werden die optisch wenig ansprechenden „Gastgärten“ dann auch noch als Rundum-Werbefläche missbraucht, die Landstraße verkommt zusehends zur Werbemeile. Schaut von der Stadt Linz eigentlich irgendjemand aufs Ortsbild der stark frequentierten Fußgängerzone? Wo sind die restriktiven Vorgaben des Magistrats, um diesen Werbe-Wildwuchs einzudämmen? Andere Städte haben ganz klare Regeln, in Linz gibt es anscheinend keine. Werbung auf so sensiblen Plätzen ist eigentlich ein No go.
Es ginge aber auch ganz anders. In der Linzer Altstadt etwa verzichten die Gastrobetriebe komplett auf die unansehnlichen Glaskobeln oder bedruckte Werbewände. Lediglich Blumentröge trennen die Gastgärten räumlich ab, sonst wird auf Schnickschnack verzichtet. Gut so, das ergibt ein stimmiges und vor allem auch für den Gast sehr einladendes Gesamtbild.
Ähnlich die Situation in der boomenden Herrenstraße: Die Tische stehen direkt in der dortigen FUZO – ohne klobige Werbeschilder oder Glaswände. Wozu auch? Es ist ein fließender Übergang von Gastgarten zum restlichen Straßenbereich. „Begegnungszone“ im allerbesten Sinne.
Der Gastgarten-Werbetafel-Wildwuchs ist nur eines von vielen Beispielen, wie unsensibel Linz mit sich selbst umgeht. Es fehlt fast überall am nötigen Gespür, wie man auch an den orangen und grünen Billig-Mülleimern sieht. Keine Stadt der Welt würde sich erlauben, rund um die Sehenswürdigkeiten der Stadt (wie etwa auf der Pöstlingberg-Aussichtsplattform) ein dutzend knallgrüne Plastikmülleimer zu montieren – wie an vielen anderen Orten der Stadt übrigens auch. Eine optische Scheußlichkeit, die österreichweit ihresgleichen sucht. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte…