Langsam aber sicher sind alle Spitzenkandidaten für die Gemeinderatswahl am 26. September beisammen. Bei NEOS Linz dürfte nach einigen Abgängen ein Quereinsteiger als Nummer 1 ins Rennen gehen, während sich bei der Bürgerliste OÖ des Landarztes Martin Gollner wohl eine umstrittene (Ex-)pinke Mandatarin an die Spitze setzt.
Bei der SPÖ ist alles klar, was die Nummer 1 betrifft: Bürgermeister Klaus Luger lässt das Gras in seinem Umfeld auf Millimeterhöhe stutzen bzw. haben sich mögliche Anwärter wie der charismatische Christian Forsterleitner schon vor längerer Zeit selbst aus dem Rennen genommen. Gemeinsam mit seinem Intimus Peter Binder hat Luger zeitgerecht klar Schiff gemacht, Luger würde wohl auch nach einer Wahlschlappe unter 30 Prozent bleiben. Während der letzten drei Wahlen sackte die SPÖ Linz von 53,4 auf nur mehr 32,0 Prozent ab – ein historischer Tiefststand, zumindest bis zum 26. September. Hinter den Kulissen soll der unscheinbare, etwas blasse Gemeinderat Dietmar Prammer, der aktuell als Chefredakteur bei der SPÖ-Zeitung ALLES LINZ seine Sporen verdient, als Luger-nachfolger ausgebaut werden.
„Bewährtes Team“ bei der FPÖ
Bei der FPÖ geht Markus Hein als Nummer 1 ins Rennen – und nimmt dabei fast sein gesamtes, laut eigener Aussage „bewährtes Team“ aus 2015 mit. Hein stellt sich das erste Mal als Nummer 1 einer Wahl – und hat mit dem sehr guten Ergebnis von 2015 ein schweres Erbe: Mitten in der Flüchtlingskrise hatten die Blauen auch in Linz enormen Zulauf. Trotz durchaus respektabler Arbeit in den letzten Jahren (nicht nur Parteimitglieder lasten ihm jedoch den „Schmusekurs“ zur Luger-SPÖ an) werden die 24,9 Prozent von Hein & Co. nur schwer zu halten sein, die zwei Stadtsenatssitze (ca. 18-19 Prozent) sollten sich aber relativ entspannt ausgehen.
Rückeroberung des zweiten Platzes
Die ÖVP setzt alles auf Bernhard Baier als Spitzenkandidat. Lange wurde gemutmaßt, ob nicht die (hungrige) Elisabeth Manhal als neue Nummer 1 ins Rennen geht, es blieb aber bei Baier. Die letzten Jahre war für viele Beobachter zu viel Rückzug auf Wohlfühlthemen wie Märkte, Grünanlagen und Bäume zu spüren. Schade, denn mit etwas mehr Mut, auch heiße Kartoffeln anzupacken, wäre gerade jetzt wohl viel mehr möglich. Als fix gilt aber auch: Sollte die Rückeroberung des zweiten Platzes und ein ordentliches Plus nicht gelingen, wäre ein personeller Umbruch nach der Wahl wohl unausweichlich.
Wenig Neues bei den Linzer Grünen
Stillstand herrscht bei den Grünen: Hier wird Eva Schobesberger erneut als Nummer 1 in die Wahl starten – obwohl es auch intern viel Kritik an Schobesberger gab, weil in den letzten Jahren viel zu passiv agiert und „Dienst nach Vorschrift“ abgeliefert wurde. Unter Schobesberger beschäftigte man sich eher mit Randthemen und Identitätspolitik, eigentlich bräuchten die Grünen an der Spitze schon längst eine Erneuerung, wie es die Landes-Grünen mit Stefan Kaineder gekonnt vorgemacht haben.
„LILO“ als Neustarter?
Erstmals mit einer eigenen Liste geht Lorenz Potocnik in die Wahl. Er hat sich nach dem Abschied bei NEOS mit Vertretern mehrerer Bürgerinitiativen zusammengetan. Der Name der „Liste Potocnik“ (es soll auch „LILO“ für LIste LOrenz“ im Gespräch sein) ist zwar noch offen, das Ziel ist aber klar: „So nah wie möglich an die zehn Prozent“ – das scheint auch möglich, am Bekanntheitsgrad scheitert’s auf keinen Fall.
NEOS Linz mit Quereinsteiger Georg Redlhammer?
Interessant wird’s bei NEOS Linz: Dort ist man immer noch auf der Suche nach einem Spitzenkandidaten, nachdem man sich mitten in der Listenwahl selbst in die Luft gesprengt hat. Ein ganz heißer Namen soll laut Gerüchteküche ein gewisser Georg Redlhammer sein. Er gibt als aktuellen Job „Consultant“ bei der russischen Crocus Group an, ein Immobilien-Entwicklungsunternehmen aus dem Raum Moskau. Zusätzlich führt Redlhammer an, als „Internationaler Berater“ tätig zu sein.
Politisch gilt Redlhammer als unbeschriebenes Blatt – man darf gespannt sein, ob NEOS auf den medial sehr gerne vor sich hergetragenen, transparenten dreistufigen Vorwahlprozess setzt oder ob Redlhammer von von oben her „gesetzt“ wird. Der Landesvorsitzende Felix Eypeltauer dementierte Gerüchte über den Einstieg Redlhammers, die Liste soll in den nächsten zwei Wochen präsentiert werden.
KPÖ mit Grünn
Die Linzer KPÖ setzt mit Gerlinde Grünn auf eine bewährte Kraft. Trotz nur eines Mandats konnten immer wieder Akzente gesetzt werden – gut möglich, dass heuer aufgrund er schwächelnden Luger-SPÖ sogar ein zweiter Sitz gelingt. Negativ könnte sich auswirken, dass auch die linke Gruppierung „DER WANDEL“ antritt, was die entscheidenden Stimmen kosten könnte.
Bürgerlisten OÖ: Comeback der bei NEOS hinausgeworfenen Elisabeth Leitner-Rauchdobler?
Und bei den „Bürgerlisten OÖ“ des Peuerbacher Landarztes Martin Gollner will dem Vernehmen nach die bei NEOS hinausgeworfene Elisabeth Leitner-Rauchdobler andocken. Obwohl von Gollner vor wenigen Monaten noch Günther Seidl, der Obmann des ASKÖ Dartsportzentrum Linz, als Nummer 1 für die Landeshauptstadt genannt wurde, dürfte ihm nun Leitner-Rauchdobler diese Rolle streitig machen…