Einen ungewöhnlichen Weg geht der ehemalige Black Wings-Hallensprecher und nunmehrige Geschäftsführer des Floorball-Verbandes, Gerold Rachlinger: Durch die Corona-Krise sind seinem Stammverein UHC Linz vor allem viele junge SpielerInnen abhanden gekommen. Sein Versprechen: „Wer jetzt einsteigt, kann bereits im Herbst Floorball-Bundesligaluft schnuppern.“ Auch über die Entwicklung im Linzer Eishockey hat er im LINZA-Talk einiges zu sagen…:
Gerold, seit einigen Jahren bist Du der Impulsgeber, Entwicklungshelfer und Macher der Floorball-Szene. Was macht den Sport genau aus?
Floorball ist Eishockey im Turnsaal, es hat alle Komponenten des Eishockeys und eines spannenden Teamsports. Floorball ist eine perfekte Sportart zur Förderung der Hand-/Augen Koordination – und natürlich der ganzheitlichen Fitness, weil fast der gesamte Körper beansprucht wird.
Wie sehr haben Corona-Krise und Lockdown den Floorballsport getroffen?
In der Corona-Pandemie hat sich unsere Mitgliederzahl von ca. 200 auf etwa 20 reduziert. Unsere gesamte Nachwuchsabteilung ist weggebrochen. Es durften ausschließlich Bundesliga-Spielerinnen trainieren. Eine harte Zeit für uns.
Das klingt ja fast schon nach Existenzgefährdung.
Das sind die Einschränkungen ja auch. Laut ersten Umfragen und Rücksprachen sind bislang 80-90 Prozent der Mitglieder weggebrochen. Als Hallensportart hast du keine Chance. Wir haben alles versucht, unsere Mitglieder weiter zu binden und bei Laune zu halten. Aber wir sind von einem Regierungs-Versprechen zum nächsten hingehalten worden. Trotz ständiger Kontrollen und schlüssiger Covid-19 Konzepte hat sich seit März 2020 nichts bewegt. In den Sommermonaten, als die Sportvereine mit Konzepten trainieren hätten dürfen, gab es keine Hallen in Linz, weil da aus Prinzip zwei Monate nichts geht – das muss so schnell wie möglich geändert werden. Den Hallensportarten muss es auch in den Ferien möglich sein, trainieren zu können.
Hast Du Befürchtungen, dass die Aktiven jetzt dauerhaft wegbleiben?
Ja– vor allem im Jugendbereich haben sich viele etwas anderes gesucht. Im städtischen Bereich gibt es zu viele Alternativen. Aber auch in den Bundesliga-Teams haben wir einige Spielerinnen verloren. Das Herrenteam musste sich sogar ganz aus der Bundesliga zurückziehen. Jetzt fehlt durch den Wegbruch des Nachwuchses der gesamte Unterbau. Die Lücke muss in den nächsten zwei bis drei Jahren geschlossen werden, sonst gehen 40 Jahre Arbeit beim ASKÖ Linz Mitte den Bach runter.
Du planst jetzt ja eine besondere Aktion, um neue Kräfte zu gewinnen?
Ja– wir starten ab sofort unsere Tryouts (Trainings), in denen auch Quereinsteiger sich für die Bundesliga-Mannschaften aufdrängen können. Trainiert wird ein- bis dreimal die Woche in unterschiedlichen Gruppen. Sicherheitskonzepte sind vorhanden und wöchentliche Anti-Gen Tests für alle Teilnehmer verpflichtend.
Was ist das Spezielle an dieser Aktion?
Wir haben sehr gut ausgebildete Trainer. Ein Fortschritt wird schnell erkennbar sein. Wer zum Beispiel bereits Fußball oder Tennis gespielt hat, hat einen Vorsprung gegenüber kompletten Anfängern. Die körperliche Fitness ist auch zu schaffen, allerdings reden wir hier von einer schnellen Teamsportart, bei der man schon etwas investieren muss. Den Besten winkt bereits im Herbst ein Bundesliga-Kaderplatz beim UHC LINZ FLOORBALL.
Wen genau sprichst Du mit dieser Aktion an?
Wir suchen sportbegeisterte Menschen im Idealfall von 14-40 Jahren, aber auch darüber oder darunter, am besten einfach mal eine Mail schicken (dersprecher@gmail.com).
Du kommst ja grundsätzlich aus dem Eishockeybereich und warst dort viele Jahre lang Sprecher. Ist Floorball das „bessere Eishockey“?
Leichter zu beginnen und einfacher in den Schulsport zu implementieren ist in jedem Fall Floorball. Ich würde jedem Eishockeyverein empfehlen, eine Sektion Floorball zu gründen und damit in den Schulen Nachwuchstalente zu suchen. Der VSV und der KAC haben das gemacht, die beiden sind im Floorball und im Eishockey sehr erfolgreich. Außerdem beschimpft man sich beim Floorball nicht so wie im Linzer Eishockey über die Medien, sondern arbeitet zusammen, was gelegentlich sehr hilfreich sein soll (lacht).
Was hat Dich persönlich zum Floorball gebracht?
Meine Tochter hat zu spielen begonnen und dann habe ich auch ein paar Inputs in den Verein und den Verband eingebracht. Mittlerweile bin ich seit Anfang 2019 Geschäftsführer beim Floorballverband.
Eine Frage an Dich als absoluten Kenner der Szene: Was ist da im Linzer Eishockey los? Wie geht es weiter?
Hier ging es nie ums Eishockey, sondern nur um Macht, Gier und Geld. Der Sport war der Spielball von irgendwelchen Personen, die einen Profit daraus schlagen wollten. Alle wurden gegeneinander aufgehetzt und somit die Basis eines jeden guten Vereins, das Miteinander, zerstört. Am meisten tut es mir für die Fans leid, denen ihr Hobby, ihre große Liebe zum Eishockey genommen und zerstört wurde. Es ist eine Schande, dass es so weit gekommen ist.
Als jahrelanger, ehemaliger Black Wings- Hallensprecher genießt Du Legenden-Status. Du bist seit ein paar Jahren weg, da und dort wird aber von einem möglichen Comeback in der Sprecherkabine gemunkelt.
Ich bin tatsächlich schon öfter gefragt worden, ob ich zurückkomme. Das ehrt mich sehr. Viele wünschen sich aber weniger mich als Sprecher als vielmehr die alten Zeiten zurück – und mit denen werde halt ich bzw. meine Stimme verbunden. Meine blöden Sprüche aus der Soundanlage werden aber keine Probleme im Linzer Eishockey lösen, insofern wird vermutlich früher am Mars Floorball gespielt als dass ich noch mal Hallensprecher werde.
Weitere Infos / Kontakt: www.uhclinz.at