60, 70 oder doch über 100 Millionen Euro? Was die neue Raiffeisen Arena wirklich kosten wird, steht immer noch in den Sternen. Da der LASK das Stadion bis auf 30 Millionen Förderung selbst finanziert, ist aber auch keine allzu große Aufregung angebracht. Im Gegenteil: Der Klub könnte durchaus mit mehr Selbstbewusstsein für seine Arena auftreten. Aber wie „teuer“ sind solche Beträge überhaupt? Wir haben mal verglichen, was ähnliche Bauprojekte verschlangen.
Die Red Bull Arena in Salzburg ist aktuell DAS Vorzeigestadion in Österreich. Die 30.200 Plätze-Arena kostete beim Neubau rund um die EM 2008 etwa 70 Millionen Euro. Die Summe drittelten sich das Land Salzburg, der Bund und die Gemeinde Wals-Siezenheim. Auch Linz hätte 2008 ein großteils vom Bund und dem Land finanziertes neues Stadion bekommen, die Stadtpolitik unter Bürgermeister Dobusch legte sich aber quer und forcierte lieber das Thema Kulturhauptstadt 2009. Dennoch entschloss man sich nur zwei Jahre später, das Linzer Stadion auf eigenen Kosten um 35 Millionen Euro zu sanieren… in Summe ein Schuss nicht aufs Tor, sondern ins eigenen Knie.
Das Wörthersee Stadion in Klagenfurt (Baujahr 2007 / 30.000 Plätze), das der LASK bekanntlich als Ausweich-Arena für seine Europacup-Auftritte nutzen will, kostete 95,8 Millionen Euro. Auch in Kärnten wurde es am Ende empfindlich teurer: Laut Landesrechnungshof Kärnten gab es ein Plus von 43% gegenüber den ursprünglichen Sollkosten von 67 Millionen Euro.
Das neue Tivoli Stadion in Innsbruck wurde 2000 eröffnet (Kosten: 30 Millionen Euro/17.500 Plätze) und im Zuge der EM 2008 temporär um 31 Millionen Euro auf 31.600 Plätze erweitert sowie danach wieder rückgebaut.
Das Allianz Stadion des SK Rapid Wien (28.345 Plätze) wurde 2016 eröffnet. Baukosten: 53 Millionen Euro, wobei 20 Millionen von der Stadt Wien als Förderung kamen.
Zwei Jahre später wurde die Generali Arena der Wiener Austria (17.600 Plätze) eröffnet. 42 Millionen Euro (plus 6 Millionen für Trainingsplätze und Akademie) wurden aufgewendet. Es handelt sich jedoch um keinen echten Neubau, sondern einen relativ großzügigen Umbau bzw. die Erweiterung bestehender Tribünen.
17,6 Millionen Euro wendet die Austria Lustenau auf, um das Vorarlberger Reichshofstadion um- und auszubauen. Platz ist dort künftig allerdings nur für 5.000 Fans.
Ein Blick nach Deutschland: 2009 eröffnete der derzeitige Bundesligist Augsburg sein neues Stadion, die WWK Arena. 30.660 Zuschauer haben Platz, Kosten inkl. Trainingszentrum: schlanke 46,5 Millionen Euro.
Der SC Freiburg ließ sich seine neue Arena 77 Millionen Euro kosten, 34.700 Fans passen in das Stadion, das heuer eröffnet wird, rein. Besondere Eigenheit: In Freiburg hat man 36 Prozent des Fassungsvermögens als Stehplatz konzipiert (12.400 Plätze).
In der Schweiz bezog der FC Lausanne erst im November 2020 sein neues Stadion. Wie alles in der Schweiz ist auch der Bau für seine Größe relativ teuer: Die 72,5 Millionen Euro-Arena hat Platz für nur 12.544 Fans.
Kommentar
Nach wie vor ein Fragezeichen steht hinter den tatsächlichen Baukosten der neuen Raiffeisen Arena des LASK. Die Rede ist mal von 60, dann von 70, 80 oder 90 Millionen Euro. Ex-Vizepräsident Zauner nannte gar 117 Millionen. Dass man mit dem Bau des Stadions beginnt, ohne einen klaren Überblick über die tatsächlichen Kosten zu haben, ist kaum glaubhaft.
Aber warum macht man so eine große Geheimniskrämerei über einen Betrag, den der LASK sowieso großteils selber stemmen muss? Warum so wenig Transparenz – und warum nicht mehr Selbstbewusstsein? Nicht nur die heimischen Fußballfans gönnen den LASKlern ihre Arena von Herzen, die mehr denn je benötigt wird. Beim Neubau des Linzer Musiktheaters (2013), das die öffentliche Hand mit 186,4 Millionen Euro sechsmal mehr als die Förderung des LASK-Stadions kostete, lautete der Tenor auch „Das ist es uns wert“ – und keiner hat gemurrt. Was‘ wiegt, des hat’s!