Linz sitzt auf 1,5 Milliarden Euro Schulden – das hat der oö. Landesrechnungshof (LRH) in einem kürzlich veröffentlichten Gutachten zur Finanzgebarung errechnet. Damit ist Linz die „rote“ Nummer 1 unter Österreichs Großstädten. Eine ziemlich heftige Summe, um die man viele schönere Sachen bekommen hätte.
Mit 1,5 Milliarden Euro ist der städtische Schuldenstand doppelt so hoch wie bisher ausgewiesen. Der LRH wies u.a. „nachdrücklich darauf hin, dass sich das Leistungsangebot der Stadt an den vorhandenen finanziellen Möglichkeiten orientieren sollte“. Linz ist in absoluten Zahlen pro Kopf der heimische Schuldenkaiser. Innsbruck und Salzburg sind fast schuldenfrei. Interessant auch der Vergleich mit der Millionenstadt München: Dort beträgt der Schuldenstand mit ein 636 Millionen Euro weniger als die Hälfte jenem von Linz.
Schuldenstände im Städtevergleich:
Wien: 7,41 Milliarden Euro
Linz: 1,5 Milliarden Euro
Graz: 1,2 Milliarden Euro
Innsbruck: 0,122 Millarden Euro
Salzburg: 0,089 Milliarden Euro
SWAP & Corona-Krise verschärfen Budgetlage zusätzlich
Durch die Corona-Krise rutscht Linz noch tiefer in die roten Zahlen – und da ist natürlich noch das immer schwebende SWAP-Damoklesschwert.
Bereits 1992 begann die Stadt Linz mit den Frankengeschäften. 210 Mio Franken wurden damals als Anleihe aufgenommen. Dieser Kredit wurde 2005 mittels Gemeinderatsbeschluss in eine neue Anleihe umgewandelt, 2007 wurde dieser Kredit mit einem risikoreichen Swap- (engl. Tausch) Geschäft abgesichert. Basis dabei war der Kurs des Schweizer Frankens. SPÖ-Finanzstadtrat Johann Mayr & Co hofften, dieser würde gegenüber dem Euro fallen. Leider war das Gegenteil der Fall, sodass je nach Berechnungsart von einem Schaden in Höhe von 500 Millionen Euro (oder sogar mehr) ausgegangen wird.
Als Einziger der damals verantwortlichen Stadtregierung sitzt heute nur noch der damalige Stadtrat und jetzige Bürgermeister Klaus Luger im Stadtsenat. Es gab zwar ein für die Stadt positives Zwischenurteil, das aber keinerlei Rechtsgültigkeit hat. Alleine die Gerichts- und Anwaltskosten gehen mittlerweile in den zweistelligen Millionenbereich.
19 Donaubrücken, zehn Musiktheater oder acht Seilbahnen
1,5 Milliarden Euro – ein pervers großer Batzen Geld, mit dem man viele andere nette Dinge hätte tun oder kaufen können. Etwa (auch wenn das aktuell wohl keine gute Idee wäre) vier nagelneue Airbus A380, die größte Passagiermaschine der Welt; der kleinere Airbus A320 gingen sich sogar 13mal aus; zehn Musiktheater, 34 Fußballstadien mit einer 30.000er-Kapazität, 19 neue Linzer Donaubrücken oder acht Seilbahnen von Ebelsberg ins Linzer Industriegebiet wären alternativ auch drin gewesen.
Auch keine üble Idee: 428 (!) Cityrunner Straßenbahnen der neuesten Generation, 78.657 VW Golf oder die Vollbeschäftigung für 13.698 Linzer – ein Jahr lang und mit 2.000 Euro brutto monatlich.
Die vielleicht beste Idee für die viele Marie: Für jeden der 205.000 Linzer Bürger – egal wie alt – würde sich ein Weihnachtsgeld in Höhe von 7.352 Euro bar aufs Pratzerl ausgehen.