Seit 1998 ist der Biber auch im Linzer Raum wieder aktiv. Immer wieder stößt man auf die Spuren des imposanten Nagers. Um die 110 Biber leben derzeit in 27 Revieren in Linz.
Erste Hinweise auf die Anwesenheit eines Bibers fanden sich im Herbst 1998 in den südlichen Donauauen am Mitterwasser und in der Schwaigau. Nach der Häufigkeit der Nagespuren zu schließen, dürfte es sich zu diesem Zeitpunkt um ein Einzeltier gehandelt haben, das sich geraume Zeit in diesem Gewässerabschnitt aufhielt. Anfang 1999 wurden dann vermehrt Nagespuren und Fällungen etwa 150 m oberhalb von der Überfahrt Schweigau auffällig. In weiterer Folge entstanden hier einige vom Biber gegrabene Ausstiege und ein Bau in der linken Uferböschung. In den nachfolgenden Jahren schritt die Besiedelung von Bibern im Linzer Raum – speziell im Westen und Süden der Stadt – zügig voran.
Vom Biber aktuell besiedelte Gewässer
Grundsätzlich werden vom Biber träg fließende oder stehende Gewässer bewohnt. Im Linzer Stadtgebiet werden vor allem die östlichen und südlichen Gewässer vom Biber besiedelt. Zum Beispiel die Donau ab dem Winterhafen von Kilometer 2133 bis zur Stadtgrenze 4 Reviere. Die Traun im Unterwasser ab der Ebelsberger-Brücke bis zur Mündung in die Donau 2 Reviere. Der Jaukerbach ab dem Kraftwerk Kleinmünchen-Wienerstraße bis zur Einmündung in die Traun 3 Reviere. Der Freindofer Mühlbach von der Stadtgrenze bei Ansfelden bis zur Wambachmündung 2 Reviere. Der Mühlbach bei Kleinmünchen an der Stadtgrenze zu Traun 1 Revier. Das gesamte Mitterwasser ab dem Großen Weikerlsee bis zur Mündung in die Donau und der Qualmwasserbach in den Donauauen 8 Reviere. Von den Grundwasserseen ist vorerst der Kleine Weikerlsee besiedelt 1 Revier. Am Großen Weikerlsee werden regelmäßig Nagespuren festgestellt; es ist vielleicht nur mehr eine Frage der Zeit, bis sich auch hier Biber festsetzen. Es scheint, als würden zurzeit alle potentiellen Biber-Gewässer in Linz besetzt sein.
Nicht vom Biber besiedelte Gewässer
Die Gewässer nördlich der Donau – also alle Bäche, die aus den Mühlviertler Hochlagen kommen – sind nicht besiedelt. Sie stellen kein typisches Bibergewässer dar. Aber bereits das Sammelgerinne, in dem die Mühlviertler Bäche zusammengefasst sind und über den sogenannten Steyregger Graben zur Donau geführt werden, wird besiedelt.
Aktueller Bestand des Bibers in Linz
Anhand der vorgefundenen Spuren ist davon auszugehen, dass alle Reviere von Paaren besetzt sind, die sich erfolgreich fortpflanzen, denn Nagespuren auch von Jungbibern wurden in allen Revieren festgestellt. Ein Familienverband besteht erfahrungsgemäß meist aus 4 Tieren, das ergäbe derzeit einen Bestand von etwa 110 Bibern aus den 27 Revieren in Linz.
Dass Biber sich nicht ins Unendliche vermehren, dafür sorgt schon der innerartliche Regulationsmechanismus. Jedes Paar hat ein flächenmäßig festes Revier. An Gewässern mit optimalen Nahrungsbedingungen sind die Reviere relativ klein (0,5 bis 1 km Fließgewässerstrecke). Mit schlechter werdender Qualität nimmt die Reviergröße zu (bis 6 km). Die Reviergröße ist so angelegt, dass die ansässigen Biber dauerhaft in dem Gebiet überleben können. Durch die strenge Territorialität halten die Biber ihre Reviere lebenslang. Das Revier wird an den Reviergrenzen mit Duftmarken (Castoreum) gegen andere Artgenossen markiert. Vor allem im Frühjahr März-April, wenn die zweijährigen Biber von den Eltern aus dem Revier vertrieben werden und abwandern müssen, um sich ein eigenes Revier zu suchen, sind Revierkämpfe mit Inhabern besetzter Reviere unausweichlich. Bei diesen Kämpfen kommt es oft zu erheblichen Bisswunden, an denen die Tiere zwar nicht direkt sterben, die sich aber im Wasser infizieren können, was letztlich den Tod der Tiere zur Folge haben kann.