Das Projekt liest sich spektakulär: Eine über 500 Meter lange und 1,20m breite Fußgänger-Hängebrücke vom Linzer Tiergarten zur Franz-Josefs-Aussichtswarte, 110 Meter über der Donau und bis zu sieben Euro Eintritt: Das sind die bislang bekannten Eckpunkte einer Idee, die vor allem für Touristen ein spannendes Highlight wäre. Kritisch ist jedoch die Lage inmitten eines Naturschutzgebietes sowie die ungelöste Frage der Parkplätze. Das Land zog aus diesen Gründen dem privaten Projekt den Stecker. Die Stadt Linz bleibt aber weiter dran.
Projektwerber der knapp fünf Millionen Euro teuren Brücke ist die „Entwicklung & Betrieb WaldsHoch4-Erlebniswelt Leopoldsberg Gesellschaft„. Die Unternehmensgruppe rund um Hannes-Mario Dejaco beschäftigt 30 Mitarbeiter mit einem Jahresumsatz von 7,5 Millionen Euro, der hauptsächlich aus Gastronomieerlösen auf Wiener Weihnachtsmärkten, der Josefihütte und einem Waldseilpark am Kahlenberg stammt.
Die Experten der Abteilung Natur- und Landschaftsschutz des Landes OÖ stellten dem Projekt nun aber ein vernichtendes Zeugnis aus: Neben der allgemeinen Auswirkung wird die maßgebliche Veränderung des Landschaftsbildes, der Verlust der Naturbelassenheit und die drohende Vermüllung des Naturschutzgebietes Urfahrwänd‘ befürchtet.
Bis zu sieben Euro Eintritt, kein Radverkehr, ungelöstes Parkplatzproblem
Die Projektbetreiber wollen die Brücke von 6 bis 22 Uhr begehbar machen, der Eintritt soll bis zu sieben Euro betragen. Das Bauwerk wird mit Erdankern fixiert, dadurch ergäbe sich an den jeweiligen Enden die Notwendigkeit baulicher Maßnahmen. Für Räder ist die Brücke übrigens nicht benutzbar, die schmale Breite von 1,20m ermöglicht aber einen Gegenverkehr von Fußgängern. Der Zugang soll nur von der Urfahraner Seite aus möglich sein – Tickets können auch nur dort erworben werden.
Ungelöst ist auch die Parkplatzfrage der zu erwartenden Busse und PKWs: Auf Linzer Seite gibt es keine Parkflächen – und in Urfahr ist der vorhandene Parkplatz beim Tiergarten bereits jetzt oft überlastet. Eine Erweiterung wäre nur mit Abtragungen der stark abfallenden Grünflächen, die sich wiederum im Grüngürtel befinden, möglich. Zudem müsste für die erwähnten Fundamente für die Brückenseile bestehendes Grünland (Naturschutzgebiet) wohl in Bauland umgewidmet werden.
„Kein Zusatznutzen für die Bevölkerung“
Ein Problem scheint auch die bislang fehlende Kommunikation mit den entsprechenden Stellen zu sein: „Bis heute sind fast zwei Jahre vergangen und es gab bis jetzt es keine einzige seriöse Information an den Linzer Gemeinderat“ meldet sich mit Lorenz Potocnik von NEOS Linz einer der Kritiker des Projekts zu Wort. Auch habe die Bevölkerung nichts von dem Hängebrücken-Projekt: „Bei geplanten sieben Euro Eintritt und der fehlenden Möglichkeit, die nur 1,20m breite Brücke mit dem Rad zu nutzen, ist es geradezu absurd, hier von einem Zusatznutzen für die Linzerinnen und Linzer zu sprechen.“ Potocnik sieht das Projekt für gestorben: „Es ist nach dem vernichtenden Urteil des Landes OÖ nicht genehmigungsfähig und kann nicht weiter verfolgt werden.“
Stadt Linz hält am Projekt fest
Trotz des Gegenwindes wollen Bürgermeister Klaus Luger und Infrastrukturreferent Markus Hein am Projekt festhalten: „Im Detail heißt es nun, dass wir die aufgezeigten Probleme zu entkräften haben. Dies kann beispielsweise in Form von entsprechenden Auflagen geschehen“, sagt Hein: „Ich bin davon überzeugt, dass wir das hinbekommen. Ich sehe zumindest keinen Punkt, der nicht durch eine entsprechende Auflage zu lösen wäre.“ Und Bürgermeister Kaus Luger: „Ich orte nicht die behauptete Ermöglichungskultur des Landes, sondern ein Zusammenspiel der Verhinderer. Grundsätzlich sehe ich die Bereicherung und die Chancen für den Naherholungsraum der Linzerinnen und Linzer. Was wir nach der Krise zudem brauchen, sind Aufbruchsstimmung und ein Ausblick auf eine bessere Zukunft.“