Jahrzehntelang war der Linzer Pöstlingberg eine Grünzone mit einem de facto-Bauverbot. Dieses wird seit einiger Zeit aber immer weiter ausgehöhlt. Manche baulich-protzigen Abscheulichkeiten sind so wie andere Bautätigkeiten kaum noch zu übersehen. Die Bürgerinitiative PRO Pöstlingberg aus den drei Anrainergemeinden Linz, Puchenau und Gramastetten hat dem Investoren-Zugriff auf den Linzer Hausberg nun den Kampf angesagt.
Zu einer der ehernen politischen Grundregeln in den letzten 40 Jahren gehörte, dass der Linzer Grüngürtel unangetastet zu bleiben hat. Speziell der Pöstlingberg war und ist von besonderem Begehr, das bis vor wenigen Jahren noch erfolgreich abgewehrt werden konnte. Immobilien am Linzer Hausberg verfügen alleine schon wegen der Lage um einen bis zu 50 Prozent höheren Wert als in anderen Linzer Stadtvierteln. Das erklärt auch die rege Bautätigkeit, die mancherorts kaum noch Grenzen kennt. Und die Lust auf den „Pöberg“ reißt nicht ab.
Anlegerwohnungen, Tiefgarage, protzige Neubauten
Jüngste Beispiele sind das Wohnprojekt „Dreiklang“ in der Hohen Hohen Straße (im 2018 fertiggestellten Anlegerobjekt stehen immer noch sieben Wohnungen leer), der Neubau der Anton Bruckner Privatuniversität, die protzige Verbauung entlang der Spatzenhofstraße und beim geschichtsträchtigen Spatzenbauer-Vierkanter, aber auch viele weitere großzügige Um- und Ausbauten. Im Projekt-Status soll sich auch eine große Tiefgarage auf der Fläche der bestehenden Gemeinschaftsgärten gegenüber des Petrinums befinden.
Neuer SPAR-Supermarkt, Fußgänger-Hängebrücke, Westring-Eingriffe
Auch der Spar-Markt am Pöstlingberg soll Gerüchten zufolge auf einer schräg gegenüber des jetzigen Standorts befindlichen Grünfläche in erweiterter Größe neu gebaut werden – inklusive großem Parkplatz. Neben dem Tiergarten wird in den kommenden Jahren eine private Fußgänger-Hängebrücke errichtet, die vor allem von Touristen frequentiert werden soll – und wohl einen entsprechendem großen Bus-Parkplatz im dortigen Grünland benötigt. Die Folgen des Baus der Westring-Brücke sind bereits jetzt sichtbar. Auch das Verkehrsproblem wird immer virulenter – in den Morgenspitzen reicht der Stau von der Rudolfstraße bis hinauf zur Bruckner-Uni, die Pöstlingbergbahn ist laut Anrainern oft überlastet.
„Pöstlingberg-Verbaung hat weitreichende Auswirkungen“
„Wir verfolgen die Bebauung am Pöstlingberg in den letzten zehn Jahren mit großer Sorge. Sie hat weitreichende Auswirkungen auf das Leben und die Natur. Grünflächen und alter Baumbestand verschwinden. Dieser Verlust wird in Zeiten des Klimawandels besonders negativ bemerkbar werden, wenn sie zur Verbesserung der Luftqualität und zur Kühlung fehlen. Nicht zu vergessen – auch die Tierwelt leidet“, sagt die Initiative PRO Pöstlingberg.
Petition gestartet
Am Pöstlingberg treffen die Gemeindegrenzen von Linz, Puchenau und Gramastetten zusammen. Dennoch gäbe es kein gemeindeübergreifendes Raumplanungskonzept, so PRO Pöstlingberg: „Es gibt klare Festlegungen was Bauland und was Grünland ist, daher empört es uns, wenn gültige Bebauungspläne auf Wunsch von Investoren plötzlich abgeändert werden. Es entsteht der Eindruck, dass man diese Änderungen den Bürgern absichtlich verschweigt. Grünflächen werden zubetoniert. Um den Charakter des Pöstlingberges für ALLE zu erhalten, sind verbindliche Vorgaben notwendig.“
PRO Pöstlingberg hat eine Petition gestartet, um die Politik wachzurütteln und den Pöstlingberg mit seiner wertvollen Erholungsfunktion weiter zu erhalten. Unterzeichnen kann man diese Petition HIER (anklicken).