China, Rumänien, Zypern, Finnland… Tina-Maria Monego gilt als eine der besten heimischen Rallye-Copilotinnen. Die 38-jährige Linzerin war bereits mit Szene-Größen wie Kris Rosenberger, Manfred Stohl oder Franz Wittmann Junior im Cockpit unterwegs. Eben zurück von einer großen Rallye in China, plauderte sie mit dem l)inzider über ihr rasantes Leben als Copilotin.
Tina Monego – wie kommt man als ‚kleines Mädchen aus der Provinz‘ in die raue Welt des Rallyesports?
Im Jahr 2000 lebte ich noch Mürzzuschlag/Stmk. Der Tankwart vom Ort war ein guter Freund und Hobby-Rennfahrer. Schnelle Autos haben mir immer schon getaugt und so habe ich ihn drei Jahre lang angesudert, dass ich mal als Beifahrerin dabeisein will. Wie‘s am Land so ist, hat er von der Idee nix gehalten: Er sagte stets „Ein Weib kommt mir nicht ins Auto.“ Irgendwann aber war sein Copilot krank und er hatte keinen Ersatz: Meine Stunde war gekommen. Aber eigentlich rührt meine Vorliebe fürs Rallyefahren von meinem Vater her, der als Junger bei kleinen Rennen mitgefahren ist. Er hörte allerdings bereits vor meiner Geburt auf.
Und wie ging dein erstes Rennen aus?
Das war bei der Pyhrn-Eisenwurzen-Rallye rund um Kirchdorf. Wir sind ein paar Tage vorher zuhause in Mürzzuschlag ein paar Runden zum Einschulen gefahren, mein Fahrer hat mir alles im Schnellsiedekurs erklärt und mich ins kalte Wasser geschmissen. Ich war völlig überfordert und wusste beim Start nicht mal, was eine Zeitkarte ist (Anm.: wird bei den Zeitkontrollen auf der Strecke abgestempelt). Wir sind aufgrund eines Defekts leider bald ausgeschieden, geil war‘s trotzdem.
Hast du gar keine Angst, sich einem mehr oder weniger fremden Menschen blind anzuvertrauen?
Das ist im Rallye-Auto sicher leichter als im privaten Leben. Bei einem ganz Fremden steigt man normalerweise eh nicht ein. Man erkundigt sich vorher und jeder Fahrer hat seinen entsprechenden Ruf.
Gibt‘s auch Piloten, bei denen du niemals mitfahren würdest?
Ja, einige. Manche kennen ihre Grenzen nicht und überschreiten sie. Andere sind in der Branche als echte Crashpiloten bekannt oder lassen sich nichts sagen. Einige sind auch keine Teamplayer. Und wenn das Vertrauen fehlt, hat es sowieso keinen Sinn, zusammen in einem Auto zu sitzen.
Im Rallyesport gibt‘s nur ganz wenige Pilotinnen, in der Formel 1 überhaupt keine Frauen. Seid ihr nicht kaltblütig genug – oder woran liegt‘s?
Dazu kann ich nur einen lustigen, aber wahren Spruch zitieren: „Im Rallyesport sitzt das Gehirn immer rechts.“ Der wahre Grund, warum im Motorsport die Frauen fehlen, ist aber eher, dass die Männer bereits mit vier Jahren im Gokart oder dem Minibike sitzen, während Mädchen erst mit dem Führerschein zum Autofahren anfangen – was natürlich viel zu spät ist. Stell dir vor, ein Fußballer beginnt erst mit 18 zum Kicken – da ist eine mögliche Karriere natürlich längst gelaufen.
Raserei, Unfälle und Umweltverschmutzung: Rallyefahren gilt nicht unbedingt als Sympathieträger.
Vor allem den Vorwurf, wir seien Raser, höre ich oft, dabei stimmt das gar nicht. Im normalen Verkehrs sind Rallyefahrer die vernünftigsten Autofahrer der Welt. Zum Umweltschutz: Wir fahren mit Erdgas, Biotreibstoff und Katalysator. Wir blasen aus dem Auspuff jetzt fast schon Blümchen hinaus. Zudem wird aktuell gerade am Elektro-Rallyeauto geforscht. Viele Sicherheitsvorkehrungen und technische Verbesserungen gäbe es ohne Rallyesport gar nicht.
Apropos Unfälle: Es sterben auch immer wieder Menschen. Machst du dir Gedanken darüber, wenn du im Cockpit sitzt?
Nein, weil in der Relation zum Straßenverkehr kaum etwas passiert. Für einen Laien schauen Rallye-Autos innen relativ nackert aus, die Sicherheitsvorkehrungen sind aber enorm.
Und schon mal daran gedacht, die Seite im Cockpit zu wechseln?
Nein, ich weiß wo mein Platz ist und was ich gut kann. Lieber neben einem Fahrer sitzen, der vorne mitfährt anstatt selber hinten nachzuzuckeln.
Mit Sicherheit fährst du auch privat wie die vielzitierte „g‘sengte Sau“.
Dieses alte Vorurteil stimmt überhaupt nicht stimmt. Ich war zehn Jahre lang beim ÖAMTC Fahrtechnik-Instruktorin und weiß über die Gefahren des Rasens bestens Bescheid.
Hm. Und wie lange ist deine letzte Radarstrafe her?
Uh, erwischt. Das war vor drei Wochen: Aber nur 25 Euro, weil ich lediglich ein paar km/h zu schnell war. Alles im Rahmen 🙂
Wie ernst nehmen die erdigen Rallye-Piloten eigentlich die relativ sterile Formel 1?
Sagen wir mal so: Ich kenne kaum einen Rallye-Piloten, der Formel 1-Fan wäre. Klar ist aber, dass man wirklich was können muss, um zu gewinnen – in beiden Bereichen.
Und wo geht‘s als nächstes hin?
Mal sehen. Ich bin jetzt schon die 15. Saison als Copilotin mit dabei. Mittelfristig will ich das Lager wechseln – vom Cockpit in den organisatorischen Bereich als Sport-Kommissarin.