Die Umgestaltung des Grünmarktes im Jahr 2012 konnten den Niedergang des ehemals beliebten Urfahraner Treffs nicht aufhalten. Eine 2017 im Gemeinderat eingebrachte Initiative zur Verbesserung der Situation bekommt nun Flügel. Die Linzer Food-Bloggerin und Gastro-Kennerin Anita Moser hat ein Konzept erstellt, das dem 1980 gegründeten Markt neues Leben einhauchen soll.
Leere Kojen, lediglich im Café Grünmarkt sind einige Tische besetzt, ein indischer „Fetzentandler“ hat sich daneben mit mehreren Kleiderständern und Verkaufstischen ausgebreitet, Platz ist ja genug, denn sonst herrscht hier tote Hose. Kunden hat er in den zwei Stunden, die wir hier am Markt sitzen, keinen einzigen. Neben dem Café gibt es noch ein kleines Weingeschäft und einen Asiaten, der 2018 eingezogen ist. Der Rest der Geschäftsflächen steht teilweise schon länger leer.
Auch der angrenzende, 2.500 Quadratmeter große Park ist leer, aufgrund der darunterlegenden Tiefgarage gibt es keinen einzigen Baum oder andere Schattenspender. In der warmen Jahreszeit ist es fast unmöglich, hier länger zu verweilen.
„Urfahr am Abstellgleis“
„Die Politik hungert Urfahr aus, wir stehen am Abstellgleis. Auch bei der versprochenen Umgestaltung der Hauptstraße geht nichts weiter“, erzählt uns ein Wirt aus der Hauptstraße, der namentlich nicht genannt werden will. Als weiteres Beispiel führt er die Weihnachtsbeleuchtung auf der Hauptstraße an: „Das sind die alten Lampen von der Landstraße. Als man die dort nicht mehr gebraucht hat, hat man sie in Urfahr aufgehängt. Und vor zwei Jahren haben sie nochmal eingespart und die Hälfte abmontiert. Das ist keine Weihnachtsbeleuchtung mehr, das sind Grablichter.“ Auch die vielen Feste in der Innenstadt wie das Pflasterspektakel, das Kronefest oder andere gingen spurlos an Urfahr vorüber, dabei ist die Hauptstraße das Zentrum von fast 50.000 nördlich der Donau lebenden Linzern.
Zumindest dem Grünmarkt soll nun aber neues Leben eingehaucht werden. Das Potenzial, den Markt zu einem kleinen, aber feinen Zentrum und Kommunikationstreff Urfahrs zu machen, ist da: „Wir müssen hier was Einzigartiges herbringen, was wir zum Beispiel auf den Märkten am Hauptplatz oder am Südbahnhofmarkt nicht haben“, kommt Anita Moser in unserem Gespräch gleich zur Sache. Es brauche auch ein Format für regelmäßige Veranstaltungen, eine bespielbare Freifläche, so Moser. Die Food-Bloggerin und absolute Gastro-Kennerin betreibt die Facebook-Seite „Linz isst…“ mit fast 34.000 Mitgliedern, ihr bleibt kein Trend, keine Idee, keine Entwicklung unbemerkt. Auch als Geschäftsfrau ist die Linzerin sehr erfolgreich, aus dem Hobby Kochen und Essen wurde mittlerweile so etwas wie das zweite berufliche Standbein, Moser hat auch bereits ein Buch zu diesen Themen herausgegeben.
Kein reiner Bio-Markt
Der viel zu oft bemühte Begriff „Nahversorger“ soll auch wieder Platz haben, allerdings auf eine ganz andere Weise: „Es macht keinen Sinn, mit dem Lentia oder einem Supermarkt konkurrieren zu wollen, da bist du immer Zweiter“, so Moser, die über den direkten Draht zu vielen regionalen Food- Anbietern verfügt. Als erstmals publik wurde, dass sie ein Konzept für den Grünmarkt erstellt, war sie eine Woche damit beschäftigt, die Anfragen von Landwirten, Gastronomen und anderen Interessenten zu beantworten. Ein reines Bio-Markt Konzept, wie da und dort kolportiert wurde, wäre schwierig: Mit dem Bio-Siegel schließt man vieles aus, zudem gibt es bestehende Verträge mit den drei aktuellen Mietern, die könne man nicht zwangsverpflichtet.
Markthalle statt vieler kleiner Geschäfte
Grundsätzlich hat der Markt ein Riesenpotenzial, weiß Moser. Auch die 2012 neuerrichtete Markthalle mit dem Flügeldach bräuchte dazu nicht verändert zu werden. Geht es nach Moser, sollen aber die Zwischenwände, die die Fläche bisher in viele kleine Shops teilte, weg und der Grundgedanke einer echten Markthalle als Zentrum wieder aufleben: „Bautechnisch wäre das alles ohne großen Aufwand möglich“, so Moser. Eine Markthalle brächte zudem den Vorteil, dass man nicht in jedem Geschäft zwei Mitarbeiter stehen habe müsse, sondern vielleicht nur drei in der gesamten Halle. Eine gute Idee, denn gerade bei kleinen Beschickern und Händlern ist das Personal der größte Kostentreiber.
Park mit Schattenzonen
Auch der Park wurde von Anita Moser übrigens „mitgedacht“: Hier könnten ein Sonnensegel oder durch Erdaufschüttungen oder Grabungen möglich gemachte Baumpflanzungen Schatten spenden und Wohlfühlzonen schaffen. „So wie der Park jetzt ist, ist er im Sommer schlichtweg unbenutzbar.“
Drei Varianten
Anita Mosers Rohkonzept enthält drei mögliche Varianten, in welche Richtungen der Grünmarkt sich entwickeln soll. Die einfachste wäre, alles so zu belassen und einfach die bestehenden Kojen mit neuen Mietern zu beschicken. „Das wäre die billigste, gleichzeitig aber auch die ungünstigste Variante“, sagt Anita Moser. Sie hofft, dass die Stadtpolitik in dieser Sache an einem Strang zieht. Gespräche mit allen Rathaus-Fraktionen gab es bereits, der gute Wille sei von allen Seiten da. Moser: „Jetzt heißt es die Scheuklappen ablegen und die beste Lösung für Urfahr umsetzen.“
Knackpunkt Geld
Der große Knackpunkt ist freilich einmal mehr das Geld: Grob geschätzt um die 300.000-500.000 Euro sind etwa die Untergrenze, um den Grünmarkt wieder zum Blühen zu bringen. Klingt wenig, ist aber angesichts der latent leeren Linzer Stadtkassa viel Geld. Ein Auf-die-lange-Bank-schiene, wie man es von vielen anderen Linzer Projekten kennt, wird es mit Anita Moser jedenfalls nicht geben: Das Projekt könnte mit gutem Willen aller Beteiligter bereits im kommenden Jahr umgesetzt werden.“ Wir sind gespannt, ob die Linzer Stadtpolitik diesmal über ihren Schatten springt und gemeinsame Sache macht…