Vorhang auf für eine echte Linzer Provinzposse: Am 27. April geht der Urfahraner Jahrmarkt in seine nächste Auflage. Hinter den Kulissen brodelt es aber gewaltig. Grund: Die große Publikumsattraktion des Vorjahres ist heuer nicht mehr mit dabei. Der 80 Meter hohe „SKYFALL“-Turm des Münchner Schaustellers Michael Goetzke war laut Betreiber „zu attraktiv“. Die alteingesessenen Schausteller hätten Goetzke vorgeworfen, dass er ihnen das Geschäft weggenommen hätte. „Dabei war das Gegenteil der Fall, denn wir sorgten für mehr Frequenz, die schussendlich allen zugute kam“, so Goetzke.
Der SKYFALL-Turm war unter den Fahrgeschäften die wohl größte Urfix-Attraktion der letzten Jahrzehnte. Mit 80 Metern Fallhöhe ist er der höchste mobile Freifallturm der Welt. Für Linz vielleicht zu hoch, wie die Absage an den Betreiber Goetzke zeigt. Sowohl die Politik als auch die Jahrmarkt-Macher sollen laut Goetzke im Vorjahr gratuliert und ihm ein Da Capo für das Frühjahr zugesagt haben: „Ein halbes Jahr später kann sich aber leider niemand mehr daran erinnern.“
Der zuständige Vizebürgermeister Bernhard Baier will von einer Zusage nichts wissen: „Von mir gab es sicher keine.“ Außerdem handle es sich beim besagten Standplatz am Jahrmarkt um den sog. „Neuheiten-Platz“, an dem jedes Jahr ein neues Fahrgeschäft präsentiert werden soll, so Baier. „Daher kommt im Frühjahr wieder was anderes.“
Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) sieht Handlungsbedarf: „Es ist kaum zu glauben, dass einem Fahrgeschäft der Standplatz am Urfix verwehrt wird, weil dieses zu attraktiv sei. Das soll der Marktreferent Bernhard Baier den zahlreichen Marktbesuchern erst einmal erklären. Wenn wir uns besser positionieren wollen, müssen wir uns an der Attraktivität und nicht am Durchschnitt orientieren.“
Der Münchner Top-Schausteller Michael Goetzke und sein Team wird diese (für Linz) peinliche Abfuhr wohl verkraften, denn er ist auf den größten Volksfesten Europas Stammgast und auch am Münchner Oktoberfest eine fixe Größe. Ob er jemals wieder am „Urfix“ andocken wird (oder will), ist wohl eine andere Frage. Goetzke: „Vielleicht in fünf Jahren.“
Es klingt wie ein verspäteter Aprilscherz: Für die Unattraktivität der bestehenden, immer gleichen Fahrgeschäfte soll ein anderer, der’s besser macht, büßen. So kann man ein Problem natürlich auch lösen. Offen bleibt, warum sich keine andere Lösung hat finden lassen. Wozu braucht es zum Beispiel seit Ewigkeiten drei riesige Autodroms, die großteils kaum genutzt werden, während attraktive neue Fahrgeschäfte nach einem einzigen Gastspiel wieder verjagt werden? Wer immer dafür verantwortlich ist: Ruhmesblatt ist die „Ausladung“ des SKYFALL-Betreibers jedenfalls keines für unsere Stadt. Auf Linz reimt sich eben immer noch am besten Provinz.