Der Mann hat echt einen Lauf: „Damit kann ich den Schaden der Aktenaffäre aus der Portokassa zahlen“ jubelt Bürgermeister und Finanzreferent Klaus Luger, als er gestern früh seinen Mailordner checkte: Unter dem Betreff „Gluckwunsch sie habe gewone“ fand er ein Mail der LOTTERIA ESPANOL INTERNACIONAL. Inhalt: die Verständigung über den Hauptgewinn in Höhe von 973.677.325,43 Euro. Die Kritiker innerhalb des Gemeinderats sind ob dieses warmen Geldregens wohl zum Schweigen gebracht, berichtet unsere verQUERt-Redaktion exklusiv und gewohnt seriös.
Was sagt man dazu: Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger hat laut einem Mail aus Spanien mit „die glucksnummer 77321 insgesamt EURO 973.677.325,43 gewonne“. Lediglich eine Bearbeitungsgebühr von drei Millionen Euro sei vorab zu überweisen. „Aber musse mache shnell, weil verfallung von gewin ist moglichkeit bis 30.09.2018“, heißt es in dem von der Anwaltskanzlei „S&G Abogados“ aus Granada etwas holprig aufgesetzten Schreiben. Dass das angegebene Konto für die Spesenüberweisung auf eine Bank auf Antigua läuft, stört bei der Stadt niemanden: „Wir waren da anfangs auch etwas skeptisch, darum haben wir ein zweiseitiges Gutachten (inkl. Deckblatt, Anm.) bei einem echten Experten, Ex-Finanzstadtrat Johann Mayr, eingeholt. Er meinte, das passt schon und würde wohl daran liegen, dass dort die Kontoführungsgebühren niedriger sind“, erklärt Luger, während er sich zwinkernd an die Stirn tippt: „Wir schauen da schon genau, wir sind ja nicht blöd.“
Jetzt muss nur noch der Gemeinderat sein Okay für die Vorab-Überweisung der drei Millionen Bearbeitungsgebühr geben. Luger: „Ich sehe da kein Problem. Sogar die feinen Herren und Damen von der Opposition werden anerkennen, dass ich mir die 973 Millionen nicht durch die Lappen gehen lassen kann“, lächelt Luger selig, während er das ausgedruckte Gewinnmail wieder und wieder mit einer Lupe nach Kleingedrucktem absucht.
Der Gewinn kam umso überraschender, als dass Luger eigentlich niemals an einer spanischen Lotterie teilnahm: „Das kann schon sein. Bei der Aktenaffäre war ich ja auch nicht dabei und trotzdem wird mir alles in die Schuhe geschoben. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, das Glück ist ein Vogerl und Geld hat kein Mascherl, gerade in Linz“, badet Luger launig in kurzweiligen Phrasen und (noch) nicht in Geld.
Und im Erfolg zeigt Luger auch Größe: Als „generöse Geste und weil ich nicht nachtragend bin“, will Luger mit seinem Gewinn das Linzer Rathaus auf 150 Meter aufstocken: „Das ist mein persönlicher Beitrag für Linz als innovativste Hochhausstadt Oberösterreichs“, so der Bürgermeisterliche Glückspilz. Lediglich eine Umbenennung in LUGER TOWER sei eine kleine, jedoch durchaus erfüllbare Bedingung. „Erneut eine großartige, hervorragende Idee, der ich mich vollinhaltlich anschließe“, wird das Ansinnen mit einer sachlich-unabhängigen Presseaussendung von Vizebürgermeisterin Karin Hörzing unterstützt.
Die Mitglieder des Aktenaffäre-Kontrollausschusses haben bereits klein beigegeben: „Was für eine schöne Wende nach diesem großen finanziellen Schaden für die Stadt. Jetzt wo Herr Luger alles aus eigener Tasche bezahlen wird, stellen wir unsere Recherchen natürlich sofort ein“, heißt es in einem eilig verfassten Schreiben von Schwarz, Grün und Pink reumütig. Das Geld soll laut Luger schon sehr bald fließen: „Die Auszahlung des Gewinns wurde von der Lotteria Espanol International bereits für den 32. Oktember in Aussicht gestellt.“