Nach genau zehn Jahren steht der LASK wieder unter den Top 5-Vereinen Österreichs – und es könnte in den nächsten Wochen noch weiter bergauf gehen. Rang 3 ist nur einen Punkt entfernt, in den nächsten fünf Runden warten mit Rapid, Sturm und Admira die direkten Konkurrenten um die Europacup-Plätze. Der LINZA! plauderte mit Erfolgscoach Oliver Glasner über seine Sicht der Dinge.
Oliver Glasner, der LASK erstmals nach ziemlich langer Zeit wieder unter den „Big Five“ in Österreich: Ist das nur eine Momentaufnahme oder spiegelt das die tatsächliche Stärke und Rolle des LASK wider?
Natürlich freut uns die aktuelle Tabellensituation riesig. Unser Ziel, sorgenfrei und ohne Abstiegsängste durch die Saison zu kommen, können wir nach bereits zwei Drittel der Meisterschaft abhaken. Am meisten gefreut haben mich aber die abgelieferten Leistungen. Wir haben gezeigt, dass wir mit jeder Mannschaft in Österreich mithalten können und uns gleichzeitig dabei immer weiter verbessern.
Mit jedem Sieg steigen natürlich auch die Erwartungen – vor allem jene der Medien und der Fans. Was geht in der aktuellen Saison noch?
Meine Erwartungen – insbesondere an die Spieler – sind relativ einfach: Ich will, dass sie jeden Tag das Beste geben, egal ob Training oder Meisterschaft. Ich will, dass wir nach jedem Spiel vom Platz gehen und ruhigen Gewissens sagen können: Wir haben alles versucht und getan, um zu gewinnen. Dann werden auch die Erwartungen der Medien und der Fans zufriedengestellt, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.
Immer öfters fällt rund um den LASK den Begriff ‚Europacup‘. Wie glücklich sind Sie mit dieser enorm schnellen Entwicklung Ihres Klubs, der im Vorjahr noch eine Liga tiefer spielte? An den Europacup wollte man doch eigentlich erst in ein paar Jahren denken…
Naja, mir ist lieber, alle trauen uns die Europacup-Quali zu als einen Abstiegsplatz. Wir beschäftigen uns aber nach wie vor nicht mit irgendwelchen Tabellenrängen, auch wenn wir wissen, dass wir im Kampf um diese begehrten Plätze mittendrin dabei sind. Belasten tut uns das aber in keiner Weise.
Außer Red Bull Salzburg scheinen alle Klubs nicht nur sportlich in absoluter Reichweite. Sehen Sie das auch so?
Es sind schon einige Teams, die klar über uns zu stellen sind. Man braucht sich nur die Budgetzahlen anschauen: Salzburg hat 100 Millionen, Rapid um die 46 und die Austria mehr als 30 Millionen. Auch die Infrastruktur ist bei anderen Klubs derzeit noch besser als bei uns. Beunruhigen tut mich das aber nicht, denn wir sind erst letzte Saison aufgestiegen, die ‚Freunde des LASK‘ haben den Klub erst vor vier Jahren als konkursreifen Regionalligisten übernommen. Dafür stehen wir momentan sehr gut da, wir sind als gesamter Verein auf einem richtig guten Weg.
Sie haben auch lange bei Red Bull Salzburg gearbeitet und aus dieser Zeit sicher einiges mitgenommen. Was kann man sich von diesem XL-Klub noch alles abschauen?
In Salzburg schnippt man mit den Fingern und alle Wünsche werden erfüllt. Salzburg hat zum Beispiel zwei beheizbare Rasenplätze zum Trainieren, wir trainieren seit drei Wochen nur auf Kunstrasen; wenn in Salzburg ein neuer ausländischer Spieler kommt, steht am nächsten Tag bei jedem Training ein Dolmetscher am Spielfeldrand, bei uns gibt’s anfangs oft Kommunikationsprobleme; Salzburg kann es sich leisten, einen 16-jährigen Spieler um zwei bis drei Millionen Euro zu kaufen und ihn dann zwei Jahre lang aufzubauen. Bei uns müsste ein Zwei-Millionen-Mann am ersten Tag ein Top-Spieler sein… man kann die beiden Vereine absolut nicht vergleichen, der Level ist ein ganz anderer, so etwas gibt’s in ganz Österreich nur einmal. Zu viel nach Salzburg schauen bringt also nicht wirklich was.
Viele sind überzeugt: Der richtige Schub für den LASK wird erst 2022 mit der Eröffnung der neuen LASK-Arena kommen. Blinzeln Sie mit zumindest einem Auge bereits so weit voraus?
Nein, das ist mir zu weit weg. Ich lebe im Hier und Jetzt und in einer täglichen Weiterentwicklung. Wir haben immer gesagt: Wenn wir in vier Jahren ins neue Stadion einziehen, wollen wir als Gesamt-Verein strukturell und sportlich so weit sein, dass wir einen Anspruch auf einen Europacup-Platz stellen können. Und auf diesem Weg sind wir.
Sie haben einen Vertrag bis 2022, also sehr langfristig. Auch ein Peter Stöger bei Köln galt als ‚unsinkbar‘, innerhalb weniger Wochen mutierte er aber vom gefeierten Europcup-Messias zum Abstiegs-Buhmann. Kann so etwas einem Oliver Glasner auch passieren?
Keine Ahnung, manches bekommt einfach eine Eigendynamik. Aber wie man danach in Dortmund sieht: Man holt einen Trainer, der 14 Spiele nix gewonnen hat, zu einem Verein, der acht Spiele keinen Sieg feierte und es klappt plötzlich wieder…
…Minus mal Minus ist bekanntlich Plus.
(Glasner lacht) Genau. Manche Dinge im Fußball kann man einfach nicht erklären.
Im Sommer steht wieder mal eine Ligenreform an. Können Sie dem neuen Modell mit 12 Teams und zwei Play-off Gruppen etwas abgewinnen?
Es war an der Zeit, in Österreich etwas zu verändern. Das Ende der Fahnenstange ist meiner Meinung nach noch nicht erreicht. Ich würde mir sogar 16 oder 18 Vereine in der höchsten Spielklasse wünschen – mit einem relativ breiten Mittelfeld, das nicht unbedingt in den Europacup will oder mit dem Abstiegskampf zu tun hat.
Was würde das bringen?
In der Zehnerliga war es bislang meist so, dass sieben oder acht Vereine in den Europacup wollen und die anderen zwei um den Abstieg spielen. Gerade für junge Spieler wäre es wichtig, dass sie nicht sofort den großen Druck haben, denn das hemmt die Entwicklung. Auch die Aufstockung der zweiten Liga sehe ich daher positiv. In Summe ist die Reform ein richtiger erster Schritt.
Interview: wilson holz