Mit bis zu 1.000 Euro Höchstrafe will Graz weggeworfene Zigaretten künftig belegen. Auch in Wien wird das „Kippenschnippen“ bereits intensiv geahndet. In Linz hingegen haben derlei Umweltsünder kaum etwas zu befürchten, obwohl es bereits jetzt eine gesetzliche Handhabe gäbe. Höchste Zeit, das zu ändern, denn tausende Tschickstummel und ausgespuckte Kaugummis sind kaum gustiöser als die vieldiskutierten Hundstrümmerl:
Im öffentlichen Fokus standen bislang nur die Hundebesitzer, wenn es um die Verschmutzung urbaner Flächen ging. Egal ob am Bahnsteig des Hauptbahnhofs, den Straßenbahnstationen der Linz Linien, den Eingängen von Shopping Centern oder in unseren Parks: Es gibt kaum einen Flecken in der City, an denen die Böden nicht mit Kaugummis und Tschickstummeln übersät sind.
Es ist ein Problem, mit dem jede Stadt zu kämpfen hat. In Paris sind es 350 Tonnen Kippen, die jährlich gesammelt und entsorgt werden müssen. Und auf den Straßen Wiens landen laut einer Studie des Magistrats jährlich um die 860 Millionen (!) Zigarettenstummel. In Graz beschloss der Gemeinderat nun eine Erhöhung der Maximalstrafe für „Tschickstummelsünder“ auf 1.000 Euro (vorbehaltlich Genehmigung durch den Landtag), In Wien sind bis zu 90 Euro fällig, dort wurden 2016 bereits 4.666 Organstrafen und 751 Anzeigen wegen weggeworfener Zigaretten verhängt. Auch in immer mehr deutschen Städten geht es den rauchenden Open-Air-Müllsündern vermehrt an den Kragen. In Köln schwärmen täglich 110 Angestellte des Ordnungsdienstes aus, um das Abfallgesetz durchzusetzen – und zu kassieren.
Und Linz? Hier kümmert der teilweise teppichbodenartige Kaugummi- oder Tschickbelag auf öffentlichen Plätzen kaum jemanden. Es scheint fast ein cooler Freizeitsport zu sein. Wir mokieren uns lieber stakkatoartig und seit gefühlten Jahrzehnten über das (mittlerweile vergleichsweise geringe) Hundekotproblem.
Bei uns fehlt auch die entsprechende Bewusstseinsbildung. So gibt es keine Tschickstummel-Aschenbecher an den Bus- und Bim-Stationen, auch entsprechende Hinweisschilder fehlen. Noch schlimmer ist es in unseren Parks. Die Flächen rund um so manche Bank, die eigentlich zum Ausruhen und Frischlufttanken dienen sollten, leuchten teilweise gelb vor lauter fallengelassenen Zigaretten. Stören tut das niemanden, im Gegenteil: Es ist fast schon liebgewonnenes Stadtbild. „Is ja nur a Tschick“, so die gern geäußerte Erklärung der „Wegschnipper“.
Es muss ja kein de facto-Rauchverbot auf öffentlichen Plätzen kommen – wie es etwa in Tokio, Peking oder in vielen US-Städten bereits üblich ist. Ein erster Schritt sollte aber – so wie in Wien – eine reichweitenstarke Info-Kampagne sein, gefolgt von einer entsprechenden Ahndung mit Organmandaten. Das darf dann ruhig 50 Euro Strafe oder mehr kosten (das eingenommene Geld könnte zur Refinanzierung der Kampagne herangezogen werden). Eine entsprechende Kompetenzerweiterung des Ordnungsdienstes würde hier wirklich Sinn machen und nicht nur einen Imagegewinn in der Öffentlichkeit bringen, sondern auch relativ schnell zu einer Verbesserung der Situation führen. Also, liebe Gemeinderatsfraktionen: Wer traut sich mit den Kippenschnippern anstrudeln?