Streit um die Deutungshoheit der längst fälligen Weiterentwicklung der Urfahraner Hauptstraße, die zur Begegnungszone werden soll. Die Linzer ÖVP ortet eine Fehlentwicklung. Grund: FPÖ-Stadtrat Hein habe eine öffentliche Präsentation des Bürgerbeteiligungsprojektes „Lebensraum Hauptstraße“ erneut verschoben. Die ÖVP will zudem – anders als Hein – im Zentrum Urfahrs eine oberirdische Straßenbahnführung, der Autoverkehr soll teilweise in einem Tunnel erfolgen:
Größtes Manko in Urfahr: Immer noch fehlt ein echtes Zentrum. Die Hauptstraße als Verlängerung der Landstraße könnte ein solches ein, aber eine seit Jahrzehnten auf die lange Bank geschobene Verkehrslösung verhinderte das. Traurig aber wahr: Heute gilt die sterile Shopping Mall der Lentia City als Zentrum des als Wohngegend extrem beliebten, sechs Quadratkilometer großen Stadtteils. Während auf der Landstraße die Stadt lebt und pulsiert, bestimmt auf der Urfahraner Hauptstraße der motorisierte Individualverkehr das Geschehen. „Ein echtes Ortsteilzentrum in der Hauptstraße ist nur mit einer Aufwertung für die Fußgänger und Radfahrer denkbar“, sagte Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein zum Beginn der Überlegungen.
2017 rief Hein das Bürgerbeteiligungsprojekt „Lebensraum Hauptstraße“ ins Leben. Nun wurde ein Folgetermin bereits zweimal verschoben. Für ÖVP-Klubobmann Martin Hajart und die ÖVP-Ortsgruppe Auberg ist diese Vorgehensweise unverständlich. „Hier geht es um die Zukunft des Urfahraner Zentrums, um mehr Lebensqualität.“ Die ÖVP Linz will die Urfahraner Hauptstraße zudem „nicht aus ihrem Umfeld entkoppelt“ betrachten. „Urfahr braucht eine Gesamtvision, die wichtige Themen wie Verkehr, Parkplätze, Lebensqualität und Wirtschaft berücksichtigt “, so die ÖVP.
Autos unterirdisch, Straßenbahn oberirdisch
Die ÖVP hat deshalb ein eigenes ein Zukunftskonzept für die Urfahraner Hauptstraße und ihre Umgebung entwickelt, das auch den Hinsenkampplatz einbezieht. Kernpunkt ist dabei die oberirdische Führung der Straßenbahnlinien (Hein will diese unter die Erde verlegen), während der Individualverkehr teilweise in einem Tunnel geführt werden soll. Weiters beinhaltet der ÖVP-Plan die Schaffung eines Nahverkehrsknotens im Bereich Mühlkreisbahnhof/Reindlstraße und die Umwandlung der Hauptstraße in eine Begegnungszone.
Hein: „unrealisierbares Märchenbuch“
Hein entgegnet auf die ÖVP-Attacken: „Die tatsächlich umsetzbare Gestaltung der Hauptstraße, an der mehrere Akteure beteiligt sind, läuft auf Hochtouren, braucht aber doch etwas mehr Zeit als ursprünglich angenommen. Vorab kann aber verraten werden, dass nicht an einem unfinanzierbaren und damit unrealisierbaren Märchenbuch gearbeitet wird, sondern an einem konkreten Projekt, das in mehreren Etappen und im Rahmen der budgetären Vorgaben, zeitnah realisiert werden kann und so zu einer rasche verkehrlichen Entlastung beiträgt. Die ersten und wichtigsten verkehrsberuhigenden Maßnahmen, die den Durchzugsverkehr verringern werden, werden bereits im Sommer 2018 umgesetzt“, so Hein.