Der Architekt und Stadtentwickler Lorenz Potocnik war von März 2012 bis August 2014 Architekturkritiker der OÖ Nachrichten. Jetzt kommt das Buch dazu: In „Potocnik sucht Streit“ rollt Potocnik die (mehr oder weniger) gelungenen architektonischen Highlights von Linz auf.
Wobei: Architekturkritiken nerven ihn eigentlich: „Anstatt zu kritisieren, beschreiben sie Architektur – jedes Bild leistet da mehr. Mich interessieren vor allem die Hintergründe. Ich will wissen, aus welchen Gründen am Ende gute und warum schlechte Architektur entsteht.“ Auf diese Weise will Potocnik in seinen Artikeln die Architektur wieder mit dem Städtebau, der Raumplanung und der Politik verknüpfen. Und das mit dem Anspruch, für jeden interessierten Laien nachvollziehbar zu bleiben.
Wut auf die öffentliche Hand als Triebfeder
„Ich geb’s zu, die angriffslustigen Kritiken sind mir leichter von der Hand gegangen“ sagt Potocnik offen – und damit outet sich der in Paris und Genf aufgewachsene Mitvierziger als Ur-Österreicher: „Ärger über die schlechten Bauwerke, die so massenhaft entstehen, Wut auf die öffentliche Hand, die ihre eigentlichen Interessen nicht mehr kennt oder wahrt, waren für mich eine wichtige Triebfeder über die letzten drei Jahre. Mir ging es darum, die relevantesten herauszupicken und zu analysieren.“
Dass er mit diesen zum Teil harten Kritiken richtig lag, bestätigten die zahllosen Rückmeldungen von Architekten und Laien in Form von Briefen, Anrufen, Postings und Leserbriefen, um ihrer Zustimmung oder ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen.
Streit mit den „Verwaltern des Gleichen“
In „Potocnik sucht Streit“ will der Verfasser die Diskussion darum, wie Architektur entsteht und vor allem wie Stadt entsteht: „Ich suche Streit mit den Mächtigen in Oberösterreich, die so häufig ohne entsprechendes Wissen und Esprit guter Architektur und guter Stadt im Wege stehen. Ich suche Streit mit den Besitzstandswahrern und den Verwaltern des immer Gleichen.“ Und er sucht auch Streit mit den Architekten und Planern, die sich zu Erfüllungsgehilfen und damit zu einem Teil des Systems machen, das uns eine Umgebung und Strukturen verschafft, an denen wir noch Jahrzehnte kiefeln werden müssen.
Bei aller Lust zu streiten handeln mehr als die Hälfte der Texte aber von herausragend guten Bauten, von guten Rahmenbedingungen, guten Architekturbüros und Bauherren und nicht zuletzt von einem Umfeld, das Qualität anerkennt. Die positive Wirkung auf die gesamte oberösterreichische Baukultur durch die Verbreitung von besten Beispielen aus der Praxis war ebenso Triebfeder für die Kritiken. Auch gute Architektur entsteht nicht zufällig, sondern fast immer als ein nachvollziehbares Ergebnis.
Zur Person
Lorenz Potocnik ist selbständiger Stadtentwickler. Lebt und arbeitet in Linz und Wien. Spezialisiert auf prozessorientierte Projekte und Planungen mit Fokus auf zivilgesellschaftliche Initiativen. 2010 Gründung des Think & Do Tank linzukunft, der sich zum Ziel gesetzt hat Stadt aus Eigeninitiative und in Form konkreter Projekte zu entwickeln. Von März 2012 bis August 2014 Architekturkritiker der OÖN. Architekturstudium an der TU Wien, TU Delft (NL) und School of Architecture Portsmouth (GB). Geboren 1971 in Wien. Aufgewachsen in Paris und Genf. Vater von zwei Töchtern.