Heute wird großteils noch so gebaut wie vor 30 oder 40 Jahren. „Wo sind die Wohnungen für Großfamilien, Singles, AlleinerzieherInnen, oder für die immer größer werdende Gruppe von Menschen, die von zuhause aus arbeiten?“, fragt Stadtentwickler Lorenz Potocnik. Er fordert beim Bauprojekt Kaserne Ebelsberg eine völlig neue Gangart: Ein Viertel der zu verbauenden Fläche soll als wohnbauliche Experimentier- und Innovationsfläche genutzt werden.
Der Wohnbau steckt – nicht nur in Linz – in einer tiefen Krise. Meist wird zu teuer, zu uniform und an den so unterschiedlichen Lebensmodellen der heutigen Zeit vorbeigebaut. Verantwortlich dafür sind überbordende Bauvorschriften und restriktive Förderbestimmungen. Das macht Innovation unmöglich – egal ob technischer, städtebaulicher oder sozialer Natur. „Es wird gebaut nach Vorschrift – weil es immer schon so war“, so Potocnik.
Viele Menschen wollen zum Beispiel gar keinen Tiefgaragenstellplatz, dennoch werden diese mitgebaut. Die Errichtungskosten von bis zu 15.000 Euro werden auf die Miete draufgeschlagen – ob man will oder nicht. Und warum hat jedes Haus einen (auch im Betrieb) teuren Lift? „Man könnte ausgewählte Objekte ohne Aufzug bauen, dafür aber günstigere Mieten anbieten“, so Potocnik. Auch die systematische barrierefreie Bauweise oder der immer aufwändigere Einsatz von Haustechnik sei zu hinterfragen: „Das verteuert das Wohnen extrem. In vielen Fällen wird hier nur die Baulobby bedient, anstatt auf die geänderten Bedürfnisse der Menschen einzugehen.“
„Rufen wir die Wohnbaurevolution aus!“
Statt „Bauen nach Vorschrift“ brauche es laut Potocnik dringend eine Wohnbaurevolution. Einen Schub an praktischer Forschung, an Tests und Wohn-Experimenten, um den neuen Anforderungen endlich gerecht zu werden. Das Areal der Kaserne Ebelsberg sei ideal für ein Ausnahme-Projekt dieser Art. Potocnik schlägt vor, ein Viertel der Entwicklungsfläche experimentellen Wohnformen zu widmen. Hier könnten dann Ideen entwickelt werden, an denen man in Zukunft ohnehin nicht vorbeikommt. Etwa dem international stark forcierten Wohnbau in Holz, extrem günstiges Wohnen (z.B. Containerwohnbau wie in Amsterdam oder London), neue Wohnformen im Alter (Senioren-WGs, die im herkömmlichen Umfeld integriert sind) bis hin zu Sonderformen des Wohnens – wie zum Beispiel Wohnungen für „Homeworker“ (Einpersonenunternehmen), für Alleinerziehende oder für Großfamilien.
Ziel: ein Linzer Modell des Wohnbaus der Zukunft
Konkret fordert Potocnik mittels Gemeinderatsantrag: „Linz soll gemeinsam mit externen Experten und den Verantwortlichen des Landes OÖ die Möglichkeit von wohnbaulichen Experimentier- und Innovationsflächen am Kasernenareal Ebelsberg prüfen.“ Das Ziel soll dabei sein, ein Linzer Modell des Wohnbaus der Zukunft zu schaffen.