Danebengegriffen hat die Stadt Linz bei der Wahl des touristischen Jahresschwerpunkts für 2016. „UNESCO City of Media Arts“ lautet das Motto, das Touristen in Scharen in unsere Stadt schaufeln soll. Leider ließ man sich einmal mehr von der Selbstbeweihräucherung einer kleinen Kulturelite einnebeln, statt auf ein Thema zu setzen, das ECHTE Breitenwirksamkeit erzeugt. Die Linzer Hoteliers und Gastronomen schlagen jedenfalls schon mal vorsorglich die Hände über dem Kopf zusammen.
Seit Dezember 2014 trägt Linz den schwurbeligen Titel „UNESCO City of Media Arts“. Unsere Stadt steht jetzt mit absoluten „Weltmetropolen“ wie Enghien-les-Bains, Lyon (beide FRA), Gwangju (Südkorea), Tel Aviv-Yafo (Israel) oder York (ENG), die diese Bezeichnung ebenfalls tragen dürfen, in einer Reihe.
So weit, so schlecht. Es mag ja ein honoriger Titel für die Hardcore-Vertreter aus den Bereichen Kreativwirtschaft und Medienkunst sein. Aber taugt eine derlei minderheitenaffine Auszeichnung ernstlich als touristisches Jahresthema? Nein, das tut sie nicht. Unsere Kulturschaffenden – und alle, die sich dafür halten – verrennen sich da wieder mal in eine Sackgasse. Man würde gerne wieder mal im Konzert der Großen mitspielen – läuft aber in der Regionalliga auf. Linz darf nicht Enghien-les-Bains werden!
Auch wenn das manche nicht hören wollen: Touristische Jahresthemen dürfen nicht von einer kleinen, großteils selbsternannten Kulturelite ausgeschnapst werden. Es müssen griffige Themen her, die Massen bewegen können – und unter denen sich vor allem jeder etwas vorstellen kann, ohne ein zweitägiges Einführungsseminar in die Materie zu benötigen. Ideen gäbe es genug:
- „LINZ HARBOUR“ – das aufstrebende Hafenviertel samt Werft, Hafenanlagen und Tabakfabrik – ein spannendes Thema, um das sich dutzende wirklich coole Ideen und Points of Interest realisieren ließen.
- „UPTOWN LINZ“ – der Hochhausboom in unserer Stadt samt der städteplanerischen Komponente im Vergleich mit anderen Citys. Dazu die Einrichtung von Aussichtspunkten von den fünf höchsten Punkten der City.
- „LINZ CUISINE“ – Linz und seine Gastronomie, seine Küche und seine Rezepte im Lauf der Jahrhunderte. Kochen boomt nach wie vor!
- „ART INDUSTRY – Industrie trifft Kultur“ – die Industrie mit der voestalpine, atemberaubenden Schauplätzen und (geschichtlichen) Rundgängen.
- „GREEN CITY LINZ“ – Linz als lebenswerte, grüne Vorzeigestadt – nicht nur ökologisch, sondern auch mit seiner Umgebung, den Wanderwegen, den Freizeitmöglichkeiten im Grünen…
- „DANUBE CITY“ – Donaustadt Linz.
- „LINZ 1.0“ – Linz und seine Altstadt.
- „LENTIA“ – Linz zur Römerzeit.
- „SONUS LINZ“ – Linz als Stadt der Musik – von Anton Bruckner über Richard Tauber bis hin zu TEXTA – mit Konzerten, Ausstellungen, Architektur-Schwerpunkten.
- „SCHICKSALSBERG“ – mit dem Pöstlingberg als Jahresthema könnte der Linzer Hausberg endlich aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden.
Krampfhaft versuchen sowohl Politik als auch die Touristiker, unserer City einen USP überzustülpen. Was ja sehr in Ordnung ist. Und dieser Ansatz in Richtung Kreativcity ist ja auch kein schlechter nicht. Aber er bedient eben nur eine Minderheit – und das ist angesichts der wachsenden Bedeutung des Tourismus in Linz ein Schuss ins Knie – noch dazu ins eigene. Schade um 2016.