Wir wanderten mit der höchsten grünen Oberösterreicherin, Maria Buchmayr (45), auf den Pöstlingberg. Das nächste Ziel der Spitzenpolitikerin und begeisterten Bergwanderin neben den Landtagswahlen: der Ortler, mit 3.899m der Top-Gipfel Südtirols.
In Vorwahlzeiten ist jede Stunde kostbar, trotzdem schafft es Maria Buchmayr, sich zwei Stunden freizuspielen und unsere Einladung zum City Walk anzunehmen. Als Ziel wählt sie das Dach der Landeshauptstadt, den Pöstlingberg. Kein Wunder, möchte man meinen, denn Berge sind neben der Politik das zweite große Faible der dreifachen Mutter und waschechten Linzerin: Lediglich zum Studium der Geographie und Regionalforschung verbrachte sie in den 90-ern einigen Jahre in Wien.
Wer Maria Buchmayr kennt, weiß: Sie ist keine laute Schreierin, sie poltert nicht. Und sie sucht auch nicht die schnelle Schlagzeile. Auch auf unserer Wanderung spricht sie eher bedächtig, auch die von Politikern gerne gebrauchten Standardfloskeln hört man von ihr nicht. Maria Buchmayr gibt sich stets ein bisschen zurückhaltend. Man könnte fast meinen, sie will sich vor zu viel Öffentlichkeit schützen: Schafft man es so, ganz die „Maria von früher“ zu bleiben? „Das ist für mich keine Frage des Schaffens. Politikerin ist für mich ein Beruf wie jeder andere, den mache ich mit Herz und Seele. Ich bin immer die Gleiche – egal ob im Landhaus oder zuhause bei meinen Kindern.“
Apropos Kinder: Ist das angeschlagene Image des Berufspolitikers eigentlich zuhause auch ein Thema? „Ja es stimmt, leider ist in den letzten Jahren eine gewisse Distanz zwischen Politik und Menschen entstanden, das halte ich für ganz schlimm, weil das Negativ-Image von einzelnen korrupten Politikern unfairerweise auch auf Grüne abfärbt.“
Hat sie sich selbst ein Ablaufdatum als Politikerin gesetzt? „Zurzeit macht es mir riesigen Spaß und ich denke daher nicht über eine Zeit nach der Politik nach. So lange das so ist und ich dafür brenne, werde ich diesen Job machen. Und momentan taugt es mir sehr“, lächelt Buchmayr trotz des steilen Anstieges am Kreuzweg.
Und die Nachfolge von Rudi Anschober als Nummer 1 der OÖ Grünen: Wäre das eine Herausforderung, die sich Maria Buchmayr zutraut? „Das steht momentan überhaupt nicht zur Debatte. Aber jeder in der Politik ist unehrlich, wenn er sagt, dass Positionen, in denen man etwas umsetzen kann, nicht reizvoll sind.“
„Ich will, dass Linz als lebenswerte, weltoffene City wahrgenommen wird – und nicht durch seltsame Taferl und Zeltstädte“
Das politische Klima in Oberösterreich durchlebt gerade ein Wellental. Stichwort Asylpolitik. „Ganz schlimm“ findet es Buchmayr, dass ständig den Flüchtlingen die Schuld in die Schuhe geschoben würde, obwohl einzig und allein die Politik versagt habe. Aber wie löst man die Flüchtlingsfrage denn richtig? „Sicher nicht mit Taferln am Straßenrand und Zeltstädten. Man muss bedenken, dass es weltweit so viele Konfliktherde wie noch nie seit 1945 gibt. Vom Organisatorischen her muss endlich die EU aktiv werden – etwa mit verpflichtenden Quoten.“
Der Weg wird steiler, wir nähern uns der Pöstlingbergkirche – und dem Thema Wahlen im Herbst. Maria Buchmayr schnauft kurz laut durch: „Wegen der Steigung, nicht wegen der Wahlen“, lächelt sie. Die Prognosen verheißen zwar Zugewinne, aber kein dickes Plus – obwohl so viele Wähler wie noch nie unentschlossen sind. Auch in der Steiermark gab‘s für die Grünen kürzlich nur einen mageren Zugewinn von 1,12 Prozent. „Oberösterreich ist anders“, kommt es sofort retour. „Dort sind die Grünen in der Opposition, wir in Oberösterreich können gestalten.“ Und zum Thema Umfragen präsentiert Buchmayr gleich ein Gegenbeispiel: „Schwarz-Grün ist bei uns die mit Abstand meistpräferierte Regierungsform, das ist belegt.“
Der Pöstlingberg, immerhin 539 Meter hoch, ist geschafft. Kein wirklicher Gipfel für Maria Buchmayr, die es sehr oft ins Hochgebirge zieht. Wie etwa im Vorjahr auf den Similaun oder die Wildspitze, mit 3.768m der zweithöchste Berg Österreichs. Trotz Wahljahr findet Buchmayr auch in diesem Sommer Zeit für die eine oder andere Hochtour: „Gletscher ziehen mich magisch an, die sind einzigartig.“ In Oberösterreich ist sie am liebsten im Toten Gebirge unterwegs. Die Hügel des Mühlviertels gefallen ihr zwar, als Bergtour würde sie den Pöstlingberg aber eher nicht bezeichnen, sagt sie. Vor der möglichen Höhenflug am Wahltag (27. September) will sie nochmal wirklich ganz hoch hinaus: Noch im Sommer ist die Besteigung des Ortlers geplant, mit 3.899m der Top-Gipfel Südtirols.
Und wie gefällt Maria Buchmayr ihre Heimatstadt Linz? „Ich bin Linzerin mit Leib und Seele. Eine ganz tolle Stadt, für mich ein Gesamtkunstwerk mit einer sehr hohen Lebensqualität. Ich merke das besonders, wenn Freunde von auswärts da sind. Die staunen dann immer, was Linz alles kann.“ Und gibt es auch Plätze oder Entwicklungen, wo man besser nicht genau hinschauen sollte? „Natürlich gibt es auch dunkle Flecken. Was ich besonders schlimm finde ist, wenn Linz österreichweit nur mit der unseligen ,Zeltstadt‘ am Polizeisportplatz oder unsinnigen Taferlaktionen in die Schlagzeilen kommt. Linz soll vielmehr als das wahrgenommen werden was, es wirklich ist: eine lebenswerte, weltoffene Stadt.“