Nicht einzelne Problemrassen, sondern alle Hunde über 20kg will Tierschutz-Landesrat Lindner künftig mit strengen Haltungsregeln belegen – damit wären weit mehr als die Hälfte aller 780.000 heimischen Hunde und deren Halter betroffen. Unter dem Strich bedeutet das noch mehr Aufwand, mehr Ausgaben und noch mehr Bürokratie – und das Gleichstellen von Kampfhunderassen wie American Staffords mit Familienhunden wie Golden Retrievern, Aussies oder Labradors.
Lindner will als konkreten Vorschlag nicht die bekannten problematischen Hunderassen stärker ins Visier nehmen, sondern die Einführung einer sogenannten „40/20 Regelung“ auf den Weg bringen. Diese besagt, dass für größere Hunde, die mehr als 40cm Widerristhöhe haben oder mehr als 20kg wiegen, künftig pauschal strengere Regeln gelten sollen als für kleinere Hunderassen.
„Es ist klar, dass von einem Malteser potentiell weniger Gefahr ausgehen kann als von einem Schäferhund“, so die simple Schlussfolgerung von Landesrat Lindner. Er ortet bei den Hundebesitzern zudem pauschal ein „erhöhtes Ausbildungserfordernis“.
Betroffen wäre mehr als die Hälfte aller österreichischen Hunde, durch die 20 Kilo-Grenze fielen sehr viele Rassen und Mischlinge unter diese Maßnahme. Wie die Beurteilung (etwa bei Mischlingen) erfolgen soll, wird spannend: Müssen die Hunde dann zur jährlichen Abwaage aufs Amt – und begibt sich ein zuvor unverdächtig-harmloser Hund bei einer leckerlibedingten Gewichtszunahme von 19 auf 21 Kilo gar ins Kriminal?
Kommentar
Ausgerechnet der Tierschutz-Landesrat zieht sich den Zorn der Hundebesitzer zu – mit einer entbehrlichen Gleichstellung von American Staffords mit Familienhunden wie Golden Retrievern, Aussies oder Labradors.
Die Frage ist nur, ob solche Verallgemeinerungen der Sache dienlich sind – mit dem Rasenmäher über alle drüberfahren geht eher in Richtung Populismus als dass dies eine tatsächliche Lösung wäre. Alle Hunde sind bissig und gefährlich. Alle Österreicher sind rechts und jeder, der ein Ende des Krieges in der Ukraine oder der Sanktionen gegen Russland fordert, ist ein Putinversteher. So einfach kann die Welt sein, wenn man pauschalisiert.
Dass die Zahl der Hundebisse oder gefährlichen Vorfälle trotz fast 800.000 Hunden in Österreich verschwindend gering war und weiter ist, spielt da keine Rolle.
Klar: Jeder Vorfall ist einer zu viel. Dennoch geht es hier auch um die Verhältnismäßigkeit. Und wer unterschwellig vermittelt, dass jeder Hund über 20kg eine potentielle Mordwaffe ist, schürt sowohl die Angst als auch den Hass auf Hunde(besitzer). Gerade von einem SPÖ-Landesrat sollte man anderes erwarten als billige Polemik.
Da scheint jemand zwar nicht vom Hund, sondern vom wilden Affen gebissen worden zu sein. Die Problemfelder sind bekannt – aber wieder einmal ist man zu feig, diese klar zu benennen. Dann lieber alle über einen Kamm scheren, statt Probleme punktuell und konkret zu lösen.
Foto Lindner: Parlamentsdirektion/Photo Simonis