Nichts wird’s mit einer großen Tiefgarage unter dem Schillerpark und einem bis zu 130 Meter hohe Turm mitten in der Stadt: Die erst vor kurzem neu gegründete Städtebauliche Kommission schlug nun neue Pflöcke ein. Tenor: Der Schillerpark bleibt unangetastet und soll sogar vergrößert werden, nach oben darf der angrenzende Neubau nur 40 Meter wachsen – und damit nur so hoch wie die unmittelbare Umgebung. Projektbetreiber und Plus City-Boss Ernst Kirchmayr muss damit zurück zum Start und den geplanten Schillerpark-Bau neu denken.
Vor fünf Jahren kaufte PlusCity-Boss Ernst Kirchmayr den Komplex am Schillerpark, um dort einen Neubau zu errichten. Bis dato gab es nur Spekulationen und Insider-Hinweise, was hier genau gebaut werden soll. Die ersten beim Land OÖ eingereichten Projektunterlagen waren entsprechend aufsehenerregend: 29.000 Quadratmeter Nutzfläche sollten am Schillerpark neu gebaut werden. Möglich wäre das nur mit einem bis zu 130 Meter hohen Gebäude gewesen.
Die dazugehörige Parkgarage hätte laut Plan 1.030 Stellplätze umfassen sollen – etwa sechsmal so viel wie die bestehende Garage, der gesamte Schillerpark hätte dazu untergraben werden müssen. Neben dem Casino sollte auch wieder das Schillerpark Hotel einziehen, allerdings mit zukünftig 150 statt 111 Zimmern. Die Shopping Mall sollte zwei große Geschäfte mit 6.480 Quadratmetern plus Café umfassen.
Maximal 40 statt 130 Meter Höhe
Die da und dort genannte Bauhöhe von bis zu 130 Metern dürfte jedenfalls Geschichte sein: „Aus städtebaulicher Sicht sollte die vorherrschende Leithöhe von ca. 20 Metern weitergeführt werden“, heißt es seitens der Städtebaulichen Kommission. Baukörper mit Dimensionen wie im benachbarten Bahnhofsviertel (wo bis zu 99 Meter nach oben gebaut wurde) seien jedenfalls für diesen Standort nicht vorstellbar. Möglich wären lediglich einzelne „Hochpunkte bis ca. 40 Meter“.
Bis zu 10.000 zusätzliche tägliche Autofahrten ins Zentrum befürchtet
Das Mega-Projekt hätte zu einer enormen Verkehrsbelastung geführt: Eine Tiefgarage mit 1.030 Stellplätzen würde etwa 8.000-10.000 zusätzliche Autofahrten pro Tag mitten ins Zentrum bedeuten. Das Vorhaben liegt in einem Luft-Sanierungsgebiet gemäß IG-L, sowohl was PM10, also auch N02 angeht. Und ob ein Hochhaus mit +100 Metern nur 250 Meter Luftlinie vom Neuen Dom entfernt mit dem Stadtbild vereinbar ist, sorgte ebenfalls für reichlich Diskussionsstoff.
Die erst vor kurzem ins Leben gerufene Städtebauliche Kommission nahm sich aufgrund der gewaltigen Dimension jetzt dieses Projekts an. Die Vorgaben erlauben demnach für diesen Standort nur Projekte, die sich in das bestehende Gefüge eingliedern. Sie garantieren auch die Verhältnismäßigkeit des Standortes, der an der wichtigsten ÖV-Achse liegt und sowohl zu Fuß wie auch mit dem Fahrrad sehr gut erreichbar ist.
Mehr motorisierten Individualverkehr würde die südliche Landstraße – die um viel Geld in den vergangenen Jahren in eine Begegnungszone umgebaut wurde – nicht vertragen. Daher schließt die städtebauliche Kommission eine wesentliche Vergrößerung der bereits bestehenden Tiefgarage aus: „Diese ist aus städtebaulicher Sicht auszuschließen. Die Garage ist so klein wie möglich zu dimensionieren, dabei sind alle Möglichkeiten eines zukunftsorientierten Mobilitätskonzepts auszuschöpfen.“
Erste politische Statements zum Ergebnis der Städtebaulichen Kommission
Vizebürgermeister Markus Hein: „Dieser Bereich ist auf der einen Seite natürlich für den wirtschaftlichen Erfolg der südlichen Landstraße sehr interessant. Auf der anderen Seite ist aber der Schillerpark besonders für den Erhalt der innerstädtischen Lebensqualität nicht wegzudenken. Er übernimmt aufgrund seiner Lage im dicht bebauten innerstädtischen Gebiet sehr wichtige Funktionen. Neben der Erholungsfunktion leistet er einen wichtigen Beitrag zur Luftverbesserung und zum Lokalklima. Das gedeckte Baumkronendach produziert geringere Temperaturen im Sommer und sorgt für höhere Luftfeuchtigkeit.“
Stadtentwickler Lorenz Potocnik (NEOS Linz): „Endlich zeigt die Stadt Gestaltungswille und überlässt die wichtige Entwicklung der äußeren Landstraße nicht den größenwahnsinnigen Wünschen eines Investors. Das ist auch das Ergebnis jahrelanger hartnäckiger Arbeit an der Stadtplanungskultur und der Aufdeckerarbeit der NEOS-Fraktion. Wir haben das als erster und konsequent die Dimensionen des Projekts aufgezeigt und Transparenz hineingebracht.“
Statement der Städtebaulichen Kommission zum Schillerpark
„Der Schillerpark übernimmt derzeit aufgrund seiner Lage im dicht bebauten innerstädtischen Gebiet sehr wichtige Funktionen. Neben der Erholungsfunktion für benachbarte Wohngebiete dient er als konsumfreier Aufenthaltsort und leistet weiters einen wichtigen Beitrag zur Luftverbesserung und zum Lokalklima. Das gedeckte Kronendach produziert geringere Temperaturen im Sommer und Luftfeuchtigkeit. Auf Grund der Thermodynamik strömt diese kühlere Luft in die benachbarten Straßenzüge und führt dort zu einer spürbaren Verbesserung des Kleinklimas. Zudem führt der Zirkulationseffekt dazu, dass die Luft über die Belaubung der Bäume vom Feinstaub gereinigt wird. Dabei spielt die Größe und Breite der Bäume sowie das geschlossene Kronendach eine wichtige Rolle. Die Bäume können ihre maximale, kleinklimatisch relevante Funktion nur dann erfüllen, wenn sie auch physiologisch in einem sehr guten Zustand sind (ausreichende Wasserversorgung und Platz für die Wurzeln).
Auch im naturschutzfachlichen Gutachten wird die vollständige Erhaltung der Parkfläche aus fachlicher Sicht dringend angeraten. Jeglicher Faktor, der die Bestandsbäume in Stress bringt, ist zu vermeiden, wie nahes Anbauen von Garagenkanten oder zu wenig Versorgung mit Wasser.“