„Haben Sie schon mal eine Watschn bekommen oder die Sonntagszeitung gefladert? Soll Linz mehr Hochhäuser bauen? Und wie alt waren Sie beim ersten Mal?“ Nicht immer denselben Schmonzes, sondern 25 gaaaanz andere Fragen haben wir an die Listenersten der Linzer Parteien gerichtet. Heute: Lorenz Potocnik, der oberste Propeller von LINZplus.
- Warum könnten Sie Bürgermeister am besten?
Eine Stadt in die Zukunft zu steuern, hat sehr viel mit Stadtentwicklung zu tun. Es trifft sich, dass genau das meine Kernkompetenz ist und Teil meiner akademischen Ausbildung war. Abgesehen davon, bin ich Idealist. Ich kämpfe seit sechs Jahren immer an der Seite der Linzer:innen und immer für das allgemeine Interesse. Strukturelle Korruption, wie sie in Linz an der Tagesordnung ist, verachte ich. Das würde ich beenden.
- Fühlen Sie sich als Politiker über- oder unterbezahlt?
Ich denke, Politiker sollten sehr gut bezahlt werden. Aber auch scharf an ihren Ergebnissen gemessen werden und Verantwortung für ihr Tun übernehmen müssen – das ist in Linz derzeit nicht der Fall. Die Stadtspitze verdient sehr gut, baut aber z.B. ein 30 Millionen-Euro-Stadion für den eigenen Lieblingsklub. Wenn der Schaden offensichtlich werden wird, ist der Bürgermeister bereits in Pension. Gemeinderäte werden mit rund 1.400 Euro 14mal/Jahr entschädigt, Fraktionsobleute mit 1.800 Euro. Ich habe für dieses Geld hart und verlässlich gearbeitet. Ich finde die Bezahlung okay.
- Was gefällt Ihrer Partnerin an Ihnen am meisten?
Ich glaube meine Fähigkeit, mich auszudrücken, mündlich und schriftlich. Auch dafür, den Überblick zu bewahren. Und meinen Orientierungssinn. Ok, ich habe sie doch besser gefragt: Du bist klug… hohe Auffassungsgabe…. redegewandt…. Gutes Auftreten… Leute mitreissen… zwiespältig… Abenteuerlust. Weil die hasse ich auch. Die große Nase nicht zu vergessen, obwohl ich die nicht so schön finde.

- Wie halten Sie es mit dem Gendern?
Ich muss noch üben. Lasse mich aber immer wieder überzeugen, dass es bis zu einem gewissen Grad etwas bewirkt.
- Was ist Ihr persönlicher täglicher Beitrag zum Klimaschutz?
Ich konsumiere bewusst und wenig. Fliege selten, wenn geht, fahren wir mit dem Zug oder mit dem Rad. Ich habe deshalb seit 10 Jahren eine ÖBB Jahreskarte. In der Stadt fahre ich fast alles mit dem Rad, dem Lastenrad oder öffentlich. Ich esse wenig Fleisch und ich versuche, freundlich zu sein mit meinen Mitmenschen, denn auch das macht ein gutes Klima aus.
- Könnten Sie sich ein Leben ganz ohne Auto vorstellen?
Ja. Ich besitze schon jetzt keines. Leihe mir eines bei Bedarf. Keinen PKW zu besitzen, heißt ja nicht, keinesfalls mit dem Auto zu fahren. Es geht darum, dass viel zu viele PKWs herumstehen, viel Platz brauchen und ineffizient sind. In Zukunft werden wir deutlich weniger besitzen und diese eher als Teil eines Mobilitätspakets nutzen. Gerade in der Stadt.
- Womit verdienten Sie Ihr Geld verdienen, wären Sie kein Politiker?
Bis vor sechs Jahren habe ich mein Geld mit Architekturplanungen, Buchprojekten, Unterrichten auf der Uni und anderem verdient. Heute würde ich etwas ganz Neues starten.
- Was war das Seltsamste, das Sie für Geld gemacht haben?
Ich habe einige verrückte Sachen gemacht. Aber nie für Geld.
- Was war die beste persönliche Entscheidung, die Sie jemals getroffen haben?
Nach Linz zu kommen.
- Ihr Lieblingsgegenstand am Schreibtisch?
Ich habe keinen richtigen Schreibtisch mehr. Dort steht z.B. auch meine Nähmaschine.
- Was war der peinlichstes Vorfall Ihres Lebens?
Da gibt’s zu viele. Ich weiß aber nicht, welcher am peinlichsten war.

- Habe Sie Angst vor dem Zahnarzt?
Eigentlich nicht. Früher habe ich immer mit einem Spiegel zugeschaut. Das mache ich aber nicht mehr.
- Haben Sie schon jemals für die Sonntagszeitung zu wenig oder gar nichts bezahlt?
Ja, als Student. Jetzt habe ich die wesentlichen Zeitungen im Abo. Aber wie wir wissen, geht es um Auflagenstärke und Anzeigenpreise, die Zeitungen sind also froh, wenn sie ihre Überproduktion los werden.
- Sind Sie als Kind generell mal bei einem Diebstahl ertappt worden?
Nein. Aber mein schlimmer Bruder.
- Haben Sie schon mal Maden, Insekten oder Würmer in einem Restaurant „genossen“?
Ja, Heuschrecken. War ganz knusprig.
- Von welchen Tieren wurden Sie schon mal gestochen/gezwickt/gebissen?
Bienen, Wespen, Hornissen, Spinnen, Zecken hundertfach. Als Junge bin ich einmal auf die – im Nachhinein betrachtet – relativ blöde Idee gekommen, in ein Erdwespennest zu pinkeln. Das habe ich bereut. Ich habe zwei Tage lang nichts mehr gesehen, so angeschwollen war mein Gesicht.
- Wie alt waren Sie beim „ersten Mal“?
Ich glaube ich war 17. Sie hieß Isabelle, war Französin und es war schön.
- Haben Sie schon mal eine Watschn oder ein Nasenreiberl bekommen?
Ja. Meiner Mutter tut es heute noch leid.
- Ihr schönstes oder seltsamstes Erlebnis am Urfahraner Jahrmarkt?
Meine Töchter gehen gerne. Ich selbst fand diesen schnellen Lift, der ruckartig hinunterfällt, sehr cool.
- Wie viele Länder dieser Welt haben Sie bereits bereist?
30, 40? Ich weiß es nicht. Ich möchte einmal nach Japan, ein Monat oder so. Viele Länder reizen mich gar nicht, andere, eben wie Japan, sehr.
- Sollte Linz mehr Hochhäuser bauen?
Wir brauchen ganz sicher keine Hochhäuser. Das sind durch die Bank reine Luxus- und Anlageobjekte. Und Linz kann es nicht. Die aktuelle Stadtspitze ist nicht bereit, selbstbewusst Forderungen zu stellen. Die Stadt und die Allgemeinheit haben nichts von diesen Beton-Klötzen, siehe Bruckner-Tower. Man kann nicht einmal auf die Dachterrasse fahren, geschweige denn überhaupt in das Gebäude hinein.
- Sind Sie für die Ostumfahrung auf Linzer Stadtgebiet, wie sie derzeit geplant ist?
Meine Position war von Anfang an klar: Das ist eine irre Fehlplanung. Wir brauchen keine zweite Stadt-Transit-Autobahn. Pendler aus dem Umland brauchen S-Bahnen, P&R und Radschnellwege. Diese Trasse zerstört den ganzen Süden, die Traunauen, den Schiltenbergwald und den neuen Stadtteil am ehemaligen Kasernenareal. Es ist schockierend zu sehen, dass unsere Stadtspitze nichts gegen dieses faule Ei der Landesregierung tut.
- Soll sich Linz derzeit ganz speziell um eine Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan bemühen?
In Afghanistan leben rund 35 Mio. Menschen. Österreich hat bereits sehr viel geholfen. Wir liegen hier weltweit nur hinter Schweden. Ich erwarte mir aber ein konzertiertes Vorgehen der EU. In erster Linie sollte dort in der Region geholfen werden, durch Schutzzonen und Möglichkeiten in den Nachbarländern. Wenn Österreich oder die EU sich zur Aufnahme von speziell und akut schutzbedürftigen Menschen entscheiden, will ich, dass Linz seinen Anteil ohne Wenn und Aber leistet.
- Wie groß sollte der Linzer Gemeiderat idealerweise sein?
Sowohl der Gemeinderat und Stadtsenat sind derzeit aufgeblasen. 61 Mandatare sind nicht nötig. 8 Stadtsenatsmitglieder und 3 Vizebürgermeister schon gar nicht. Der Proporz ist auch nicht mehr sinnvoll. Es braucht ein ganzes Paket an Reformen. Das scheitert genau an den Stadtspitzen. 45 Mitglieder scheint mir sinnvoll. Einziger Nachteil: Mit jeder Reduktion, wird auch jedes Mandat „schwerer“. Bei 61 benötigt ein Mandat 1,6% der abgegebenen Stimmen, der Einstieg ist also auch für kleine Kräfte gut möglich. Bei 45 Mandaten reden wir pro Sitz schon von 2,2%.
- Wären Sie für ein Mehrheitswahlrecht in Linz zu haben?
Ich bin mir da unsicher, weil ich mich zu wenig damit beschäftigt habe.