Vor genau 20 Jahren – mit gerade mal 16 – übernahm Benni Wagner Ende der 1990er-Jahre den LASK VIP-Club. Heute schupft Wagner mit seinem Team einen bis zu 500 Personen großen VIP-Bereich, der in Sachen Qualität nicht in der Euro-, sondern in der Champions League spielt. Wir haben den Gastro-Vollprofi vor dem Match gegen Besiktas Istanbul im Linzer Stadion besucht.
Benni Wagner – dank der Europacup-Teilnahme des LASK gibt es für den Klub eine kurzfristige Rückkehr ins Linzer Stadion. Kommt da Wehmut auf?
Nachdem ich seit ich sechs alt bin, ins Stadion gehe, komme ich auch immer wieder gerne hierher. Wehmut verspüre ich aber nicht.
Wie lautet Dein ganz persönlicher LASK-Lebenslauf?
Bereits 1991 in der Vorschule wurde ich von meiner Lehrerin mit ins Stadion genommen, weil ihr Freund ein LASKler war. 1998, zu meiner Zeit im Gymnasium, wurde ich von einer Bekannten in den VIP-Bereich eingeladen. Mich hat diese Kombination LASK und VIP so fasziniert, dass ich beim nächsten Heimspiel wieder herübergelaufen bin, ich wollte rein und beim Service mithelfen. Der damalige VIP Klub-Leiter Alfred Matzka hatte Erbarmen und ließ mich rein. Ich habe Gläser gewaschen und einige kleinere Arbeiten erledigen dürfen. Als das Spiel begann, musste ich aber raus, weil ich ja kein echter VIP war und mit erst 13 Jahren auch nicht arbeiten durfte. Ich bin wieder zum Eingang und habe ankommende Gäste gebettelt, ob sie mich mit hineinnehmen. Das hat immer geklappt, ich war wieder drin und drängte mich erneut zum Mitarbeiten auf.
Und wann kam der „offizielle“ Einstieg?
Das ging so dahin, bis ich 16 war. Da fragte mich damals die Sandra Reichel, ob ich nicht den VIP-Klub übernehmen will. Ich habe gesagt „Ja passt, das mach‘ ich!“, obwohl ich gerade eine Speditionskaufmann-Lehre absolvierte und mit Gastro eigentlich nix am Hut hatte. Ich habe mir dann 2-3 Leute als Personal organisiert und mich um alles gekümmert, inklusive Aufbau. In der Zwischenzeit habe ich mich selbstständig gemacht, bin auch einer der „Freunde des LASK“ und kümmere mich um den gesamten Food & Beverage Bereich im Verein.
Wie viele VIPs werden gegen Besiktas Istanbul von Dir und Deinem Team betreut?
Es werden so 400 bis 450 werden, in der Bundesliga in Pasching sind es bis zu 500. Die Vorbereitungen laufen zwei Tage vorher an mit den Aufbauten. Wir nehmen dabei mit unserem Partner DON Catering alles selber mit – von Tischen über Kühlschränke bis hin zur gesamten Infrastruktur. Gekocht wird vor Ort in der Küche. Wie das beim Catering aber üblich ist, werden gewisse Dinge im Design Center vorproduziert.
Was werden gegen Istanbul die lukullischen Highlights sein?
Wir sind wirklich bemüht, uns bei den Europacupspielen auf den Gegner einzustellen, das ist einerseits eine Überraschung für unsere heimischen Fans und andererseits eine respektvolle Geste, die unsere Gastfreundschaft ausdrücken soll. Gegen Besiktas gibt’s z.B. kein Schweinefleisch, aber u.a. Spezialitäten wie Cacik (eine türkische Tsatsiki-Version), Saksuka (ein pikantes Gemüsegericht), gefüllte Weinblätter, Lammragout, Fischgulasch, Baklava und Türkischen Milchreis.
Sind auch spezielle türkische Ehrengäste angesagt?
Von Besiktas haben sich 50 der Top-VIPs des Klubs angekündigt, es werden auch andere hohe türkische Würdenträger erwartet.
Manchen VIPs – nicht nur beim LASK – wird nachgesagt, sie kämen hauptsächlich zum Essen ins Stadion und wegen des guten Weins. Wieviel Emotionen gibt’s auf der LASK VIP-Tribüne?
Ich traue mir schon zu sagen, dass unser VIP-Klub etwas ganz besonderes ist. Bei uns schauen wirklich alle zu und sitzen nicht nur beim Essen herum.
Welche Rolle spielt der VIP-Bereich für den Klub?
Der VIP-Klub ist eine der Cash-Cows des LASK, entsprechend wichtig ist dieses Segment. Wir haben in der Bundesliga so um die 500 VIP-Gäste und sind ausverkauft.
Was sagst du zur Entwicklung des Klubs innerhalb der letzten drei Jahre? Diese kurze Zeit war ja extrem turbulent – im positiven Sinn…
Es ist alles sehr schnell gegangen. Das ging nur, weil so viele Leute im Verein richtig Gas geben und ein unfassbarer Spirit da ist. Sponsoren, Freunde und Fans ziehen miteinander an einem Strang, was früher vielleicht nicht der Fall war. Mit dem Erfolg wächst so ein Projekt. Sehr viel geht hier von Siegmund Gruber aus, der extrem akribisch vorgeht und das auf den gesamten Verein überträgt. Es wird nichts dem Zufall überlassen, für jeden Bereich gibt es eine ganz klare Strategie. Kurzfristige Erfolge oder Aufstiege wird es anderswo mit spontanen Aktionen immer wieder mal geben. Aber wenn du dauerhaft in der Erfolgsspur bleiben willst, dann braucht es eine klare Strategie.
Trotz des erfolgreichen Wegs hinkt der LASK bei den finanziellen Möglichkeiten den heimischen Top-Klubs hinterher. Bis wohin kann die Reise des Klubs nicht nur sportlich, sondern vor allem wirtschaftlich gehen?
Ich kann nur für meinen Bereich sprechen: In Sachen VIP und Gastro sind wir mit den gegebenen Möglichkeiten auf einem sehr guten Weg und brauchen keinen Vergleich zu scheuen. Das einzige, was uns in Pasching fehlt, sind Skyboxen, aber das ist dort leider nicht möglich.
Du hast ja auch andere Gastro-Projekte am Laufen – etwa die Donaualm. Wie läuft’s dort?
Die Eventalm oder Donaualm ist eines meiner Herzensprojekte. Diese zweistöckige mobile Almhütte vermieten und errichten wir in ganz Österreich. Die Linzer kennen sie vom Urfahrener Jahrmarkt, auf dem wir zweimal jährlich vertreten sind. In Summe hatten wir heuer in Österreich und Deutschland zehn Einsätze, es läuft immer besser. Ich bin guter Dinge, dass wir vielleicht bald eine zweite Hütte haben werden.
Apropos Jahrmarkt: Wie bist du grundsätzlich mit der Entwicklung des ‚Urfix‘ zufrieden?
Wie bemühen uns, neue Gäste anzusprechen und Qualität auf den Jahrmarkt zu bringen. Untertags sind wir mit unserem Gastgarten auch Anlaufstelle für Familien. Es gibt immer wieder neue Fahrgeschäfte, in Summe ist der Urfix auf einem positiven Weg.
Und was sagst du zur Linzer Gastro-Szene im allgemeinen? Da hat sich ja einiges getan zuletzt.
In meiner Haupttätigkeit bin ich ja im Außendienst für den Weinturm tätig. Hier erlebe ich, dass sich die Linzer Gastronomie hervorragend entwickelt hat, es ist für jeden was dabei, die Lokale sind gut besucht und es gibt viele Investitionen in der Branche. Alle, die Qualität anbieten und sich reinhauen, sind auch erfolgreich. Und all jene, die das Geschäft vielleicht nicht ganz so ernst nehmen, werden auf Dauer nicht überleben.
Gibt es auch „Löcher“ im gastronomischen Angebot von Linz – fehlt was?
Ich finde, dass wir in der Clubszene noch Luft nach oben haben. So etwas wie damals das legendäre BELUGA fehlt ein bisschen.
Eines deiner „Babys“ ist die Marke FEVER TREE. Worum geht’s da genau?
Das ist eine Londoner Marke, die ihre Produkte wie Premium-Tonic weltweit vertreibt. Wir sind für Österreich zuständig und haben hier sowohl Marketing als auch Vertrieb aufgebaut. Dank des Gin-Booms ist auch Tonic-Water im Vormarsch, ein Ende ist da noch nicht abzusehen.